Wenn es etwas gibt, das man 2024 nicht erwartet, dann ist es eine Schlager-EP von Marten McFly. Der Hamburger Künstler, bekannt für seine vielschichtigen Hip-Hop-Projekte und kreative Eskapaden, bricht mit seiner neuesten Veröffentlichung „G.L.S.M.“ (Gute Laune Suizid Musik) radikal mit Genregrenzen und Erwartungen. Das Resultat: vier Tracks, die zwischen groteskem Humor, Gesellschaftskritik und musikalischem Wahnsinn oszillieren.
Ein goldener Einstieg in die Apokalypse
Die EP, die uns als limitierte Kassette (Nummer 71 von 100) in einem goldenen Gehäuse vorliegt, ist ein echtes Statement. In einer Ära, in der physische Tonträger immer mehr zur Ausnahme werden, greift Marten McFly auf das nostalgische Medium Kassette zurück – ein Format, das in der DIY- und Nischenkultur wieder an Popularität gewinnt. Die Wahl des Mediums passt perfekt zur exzentrischen Natur der EP.
Schon der Titeltrack „Apocalypso Inferno“ gibt die Richtung vor: Ein absurder Mix aus dröhnenden Plastikbeats, dreckigen Raps und einem hymnischen Refrain. Die Textzeile „Dünndarm quillt mir aus dem Mund wie Spaghetti“ bleibt hängen – grotesk, oder? Trotz aller Schockmomente vermittelt der Song eine unverschämte Lebensfreude, die schwer zu ignorieren ist. Kein Wunder, dass Spotify ihn als „unangemessen“ kennzeichnet.
G.L.S.M.
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Schlager, Rap und Fäkalhumor
Marten McFly geht auf „G.L.S.M.“ bewusst in die Extreme. Die Beats sind synthetisch und übertrieben süßlich, die Texte schwanken zwischen existenzialistischer Tiefe und absurder Komik. In „Würstchen Tropical“ wird die absurde Verbindung von Liebe, Fleischkonsum und Tropenklängen thematisiert, und das Ganze wird von den Feature-Gästen Ultra Raphi und Der Klang der Nudel begleitet. Dass Marten sich hier nicht nur textlich, sondern auch musikalisch an der Grenze des guten Geschmacks bewegt, ist Programm.
Mit Feature-Gästen wie Lemur auf „Apocalypso Inferno“ holt sich McFly zudem ein weiteres Schwergewicht der Szene ins Boot. Lemur, der nach zweijähriger Pause mit diesem Track sein Comeback feiert, bringt seine markante Stimme und lyrische Schärfe in das Projekt ein und unterstreicht die düstere Grundstimmung des Songs.
Die Gratwanderung zwischen Satire und Ernst
Hinter all der schrillen Fassade und dem grotesken Humor verbirgt sich eine subtile, oft beißende Gesellschaftskritik. Ob es um die Verelendung der Menschheit durch Fleischkonsum oder die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen geht – Marten McFly thematisiert mit „G.L.S.M.“ die großen Fragen von Leben und Tod, verpackt in schrille Schlagergewänder.
Am eindrucksvollsten ist dabei der Spagat, den die EP schafft: Die Musik macht tatsächlich gute Laune, auch wenn die Texte mitunter tief in gesellschaftliche Abgründe blicken.
Schlager oder Satire – was bleibt?
„G.L.S.M.“ ist ein Werk, das man schwer einordnen kann – und genau das macht seinen Reiz aus. Es ist eine absurde, manchmal groteske, aber stets kreative Reise durch Marten McFlys künstlerischen Kosmos. Die Veröffentlichung auf Kassette verstärkt den DIY-Charakter und zeigt, dass McFly bereit ist, gegen den Strom zu schwimmen.
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Mehr InformationenDie EP polarisiert, irritiert und begeistert – manchmal alles gleichzeitig. Wer bereit ist, sich auf das Experiment einzulassen, wird mit einer einzigartigen musikalischen Erfahrung belohnt, die im deutschsprachigen Raum ihresgleichen sucht.
Fazit
Marten McFly liefert mit „G.L.S.M.“ ein subversives, humorvolles und zugleich tiefgründiges Werk ab. Zwischen biblischen Plagen, Leberwurstbroten und Weltuntergangsszenarien bleibt eine Erkenntnis: So etwas hat man garantiert noch nie gehört.
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