Argus – Wishbone Ash: Ein Muss für jede Rock-Sammlung

Alleine das Cover von Argus macht süchtig. Vor allem, wenn man schon mal da war. Das Gorges du Verdon in Südfrankreich ist eines der schönsten Täler, das ich jemals sehen durfte. Leider hatte ich damals keine Ahnung, dass das Cover hier aufgenommen wurde. Ob es sich bei der Person auf dem Bild um Darth Vader handelt, ist nicht bekannt. Eher unwahrscheinlich, denn das Cover wurde 1972 von Storm Thorgerson gestaltet, also ein paar Jahre vor Star Wars. Bis heute ist nicht bekannt, wer dieses geliehene Film-Kostüm damals trug.

Das dritte Album von Wishbone Ash gilt heute als das „Signature Album“ dieser Band. Wenn man also wissen will, wie die Musik dieser Band klingt, braucht man sich nur diese Platte anzuhören. Ich empfehle hierzu die CD, die in meinen Ohren besser klingt als die damalige Vinylausgabe. Wer weiterhin das Vinyl bevorzugt, sollte sehr tief in die Tasche greifen und sich die „50th Anniversary Edition„* zulegen. Diese gibt’s im Juli 2024 sowohl bei Amazon als auch bei JPC für ca. 150 Euro zu kaufen.

Argus CD-Cover
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Meine Besprechung bezieht sich auf die „Expanded Edition – Remastered & Revisited“ aus dem Jahre 2002. Diese klanglich herausragende Ausgabe ist für kleines Geld neu oder auch aus zweiter Hand einfach zu bekommen. Und es sollte in keiner Sammlung fehlen. Noch einmal in Großbuchstaben: ES SOLLTE IN KEINER SAMMLUNG FEHLEN.

Argus – Das dritte Album von Wishbone Ash

Wie ich in meiner Kritik zum Vorgängeralbum „Pilgrimage“ geschrieben habe, ist Argus ein Album mit ausschließlich sehr guten musikalischen Momenten. Und dabei auch noch hervorragend komponiert und aufgenommen. Hierbei ist vor allem der Toningenieur Martin Birch zu nennen, der bereits mit Deep Purple Erfahrungen sammeln konnte. Interessanterweise beziehen sich Iron Maiden auf dieses Album, obwohl diese Band eher bei der Heavy Metal Fraktion anzusiedeln ist. Aber wenn man das erste Iron Maiden Album nach Argus auflegt, weiß man, warum. Auch hier gibt es viele sehr schöne Gitarrenmelodien.

Mein erstes Wishbone Ash-Album war „Pilgrimage“ und mein damaliger Eindruck war kein guter. Deshalb ließ ich das Album nach zweimaligem Hören liegen. Erst nach dem Kauf von „No smoke without fire“ im November 1980 konnte mich die Band überzeugen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Rückseite mit Tracklist von Argus

Argus ist einfach zwingend und zwar von Anfang an. Mit „Time was“ geht es los, und zwar mit einer gezupften akustischen Gitarre, wobei es sich hier um Stahlsaiten handelt. Das Intro mit kleinen Bass-Einschüben und dem Satzgesang ist über jeden Zweifel erhaben. Und wenn nach etwa 3 Minuten die Band loslegt, ist bereits die halbe Miete eingefahren. Steve Upton eröffnet mit seinen Drums, dann kommt Martin Turner mit seinem Bass und Gesang hinzu, während die beiden Gitarristen mit Fills den Faden weiterspinnen. Das erste Solo startet bei Minute 4:10 und der Bass läuft nicht nur rauf, sondern auch den Rücken runter. Wenn Argus das „Signature album“ ist, dann ist „Time was“ eben der „Signature song“ von Wishbone Ash.

Argus ist besser als Led Zep IV

Während meine Freunde Harry und René immer wieder von Led Zeppelins vierten Album schwärmen, welches etwa genau ein Jahr älter ist, würde ich allerdings Argus jederzeit vorziehen. Ach was sage ich, beide Alben sind gleich wichtig, doch leider ist Led Zep ungleich erfolgreicher geworden. Wenn „Time Was“ nach knapp 10 Minuten zu Ende geht, ist ein sehr guter Anfang gemacht. Aber auch das zweite Stück „Sometime world“ setzt etwas ruhiger diese außergewöhnliche Platte fort. Auch hier gibt es nach etwa 3 Minuten einen Break und der Bass spielt eine Melodie, die für immer im Kopf hängenbleibt. Martin Turner ist ein Genie auf dem Bass und begleitet kongenial die beiden Gitarristen Andy Powell und Steve Turner.

Blowin‘ Free – Dieses Album weht wie der Wind

Mit „Blowin‘ Free“ endet die erste Vinyl-Seite des Albums. Das Stück gehört bis heute auf jede Setlist, die sich die Fans bei einem Livekonzert wünschen. Den Anfang macht ein schöne gespieltes Riff, die Soli auf den Gitarren sind klassisch und der Schluß des Songs läßt die Platte schön ausklingen.

Mit „The King will come“ startet die zweite Seite und man sehnt sich förmlich den straighten 4/4 Takt herbei, der nach etwa einer Minute einsetzt. Die beiden Gesangstimmen stammen durchweg von Martin Turner und Andy Powell. Und auch hier gibt es wieder ruhigen Passagen, die Steve Upton mit seinen Drum fills färbt, bis der Song in seine Hauptmelodie zurück findet. Das folgende „Leaf and stream“ stammt ebenfalls von Martin Turner und ist mit seinen knappen 4 Minuten das kürzeste Stück auf dem Album.

Aufgeklappte CD von Argus

Argus ist unsterblich

„Warrior“ und „Throw down the sword“ beenden das Album in einer Art und Weise, die einen neuen Hörer mit offenen Ohren auch nach 50 Jahren einfangen können. Der „Krieger“ startet vergleichsweise heftig und nach einem ersten lautem Intro schließt sich ein ruhiger Part an, bevor dann der Chorus alles raushaut, was die Band ausmacht. Wo sonst hört man soviel Dynamik in einem Song, der jedem Instrument Freiräume zueignet. Der Bass ist jederzeit zu identifizieren, es gibt keinen Songbrei, die Gitarren schweben frei und spielen sich die Bälle zu. Und die Melodien sind über jeden Zweifel erhaben.

Am Ende legt das Album sein Schwert nieder. Aber wie. Der Schlussakkord von „Warrior“ mündet direkt in „Throw down the sword“. Die Gitarren werden von Steve Upton auf der Snare-Drum begleitet und wenn dann Martin Turner mit seinem Gesang einsteigt ist dem Album nichts mehr hinzuzufügen. Die Visitenkarte der beiden „Twin Guitars“ folgt anschließend. Andy Powell und Steve Turner umschmeicheln sich mit den Melodien und lösen das Album in Wohlklang auf.

CD-Booklet von Argus

Keine Frage, Argus gehört wie oben schon gesagt in jede Plattensammlung, sei es digital oder analog. Und wer Argus für sich neu entdeckt, sollte unbedingt weiter hören, es gibt noch viel mehr zu entdecken. Zum Weiterhören empfehle ich allerdings nicht unbedingt das Folgealbum. Eher vielleicht „Front page news“ oder eben auch „No smoke without fire“.


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