Sein bestes Album: Darkness on the Edge of Town – Bruce Springsteen

Bruce Springsteen hatte aufgrund gerichtlicher Auseinandersetzungen zwischen 1975 und 1977 viel Zeit, neue Songs zu komponieren und einzuspielen. Deshalb gab es vor etwa 10 Jahren mit „The Promise“ auch noch mal einen Nachschlag aus dieser Zeit. Auf diesem Album befinden sich unveröffentlichte Songs und alternative Fassungen von Liedern, die aus thematischen Gründen nicht auf sein bestes Album „Darkness on the edge of town“ passten. Eine Schande.

Auch Katzen hören Springsteen

Ich hatte gerade meine Ausbildung beendet und startete als Sachbearbeiter für logistische Dokumente. Mein Arbeitskollege Werner nahm mich an die Hand und gab mir die ersten wichtigen Tipps für mein Berufsleben (Haftpflichtversicherung, Lebensversicherung, Aktienkauf, etc.). Dann lud er mich zu sich nach Hause ein, um mir erstens seine Frau, zweitens seine Katzen und drittens seine Plattensammlung vorzustellen. Ich hatte mein Tonband dabei und er spielte mir die Rolling Stones und David Bowie vor (ich hatte ja keine Ahnung). Von den Stones hörten wir das Beste aus„Between the buttons“ und „Aftermath“, wunderbare luftige Songs, die ich sofort mochte. Von David Bowie hörten wir „Five years“ und „Rock’n roll suicide“. Es gab Spaghetti zum Abendessen, die Katzen stahlen sich mit ihren Pfoten ein paar Nudeln. Bevor ich nach Hause ging, kramte er „Racing in the streets“ von Springsteen raus.

Männer und Autos

„Hör mal“ sagte er sinngemäß. „Der hat es gar nicht mehr nötig, am Ende noch einmal laut zu werden.“ Bis heute habe ich diesen einen Satz im Kopf, wenn ich das Stück höre. Werner hatte recht und er wußte sogar, dass Bruce die Melodie im mittleren Teil von den Beach Boys („Don’t worry baby“) übernommen hatte. Und genau wegen diesem Song habe ich diesen Abend nie vergessen. Am Ende, wenn Bruce alles gesagt hat, schlägt Max Weinberg mit seinen Drumsticks den Rand der Snare und die Band baut langsam die Coda auf und entläßt uns nach sechs Minuten oder, wer es gerne live hören möchten, nach mehr als 10 Minuten (Philadelpha 2016).

Wer sucht, der findet im Netz verschiedene Fassungen, mal mit Klavier, mal mit Streichern, es soll sogar eine Version mit der Mundharmonika geben. Und neben der Musik hat Springsteen auch einen wunderbaren Text über das Verhältnis von Männern und Autos geschrieben. Am Ende wartet die Frau auf ihren Mann, der noch eben ein paar (illegale) Rennen fahren muß. Ist heute noch so.

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Der Klang von “ Darkness on the Edge of Town“ ist zeitgemäß

Analog und ganz ok und wird auch auf CD nicht viel besser. Also Vinyl. Mit „Badlands“ direkt der wuchtige Einstieg und dann geht es weiter mit „Adam raised a Cain“. Das Glockenspiel auf „Something in the night“ ist ein Trademark von Danny Federici, auch das Phantom genannt (weil er sich bei einer Razzia unsichtbar machen konnte). „Candy’s room“ und „Racing in the street“ sind essenziell und das letzte Stück der ersten Seite gehört zu Bruce eigenen fünf besten Songs, die er je geschrieben hat. Weiter geht es mit „The promised land“ und es bleibt bis zum letzten Song spannend und aufregend. Der Titeltrack beendet die Platte und bleibt wegen aufgrund des Schlagzeuges für immer im Kopf hängen. So sollten Platten aufhören.

Darkness on the Edge of Town – no strings attached

Bis heute sein bestes Album, auch wenn viele eher „Born to run“ bevorzugen. Er hatte seit seinem letzten Album wohl so um die hundert Songs eingespielt aber eben aufgrund des Rechtsstreits nicht veröffentlicht. Für „Darkness…“ musste er dann die passenden Songs zusammenstellen und dass ist ihm gelungen. Alles klingt wie aus einem Guss, kein nervendes Rock’n Roll-Stück wie beim darauffolgenden Album „The River“. So muss ein Album sein. Kein Ausfall, alles passt. Und da ist noch mehr im Subkontext zu finden, einerseits die Geschichten, die Springsteen erzählt, andererseits die E Street Band, ohne die er aufgeschmissen wäre. Und wenn die Platte zu Ende ist, dreht man sie um und hört das Ganze nochmal und nochmal und immer wieder.

Erscheinungsjahr1978
HerkunftslandUSA
Labelcode
Matrix Nr.
Anspieltipps„Racing in the street“; „Candy’s room“; Darkness on the edge of town“
Daten zur hier bewerteten Pressung

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