Die besten Originale: Songs und Melodien

Die besten Originale – damit sind nicht nur Songs, sondern auch Melodien gemeint, die man kennt, ohne zu wissen, wer sie gemacht hat. Jorge Ben mit „Taj Mahal“ hat Rod Stewart einen Riesenhit beschert. Und Gavin Sutherland ist durch Rods Version von „Sailing“ wahrscheinlich steinreich geworden. Das hatte Steve Wonder nicht mehr nötig, als irgendein cooler Rapper sein „Pastime paradise“ in „Gangsta’s paradise“ verwandelte. Und auch „Bombay Calling“ von It’s a beautiful day kommt einem irgendwie bekannt vor…

Dave Townsend – Miss you nights

Kennt man von Cliff Richard und noch einigen anderen, aber hier ist das Original von Dave oder David Townsend. Er durfte es mit Orchester selbst einspielen, doch leider hatte die Plattenfirma dann doch keine Interesse, das Album mit Townshend zu veröffentlichen. Stattdessen sollten andere Interpreten die Songs einspielen. Sehr schade, denn Cliff Richard übertreibt mit seinem ständigen Vibrato in der Stimme. Aber da das Stück einfach zu gut ist, kann auch Cliff Richard nichts falsch machen. Weniger wäre hier mehr gewesen und Dave Townsends Version hätte es unbedingt verdient, bekannter zu werden. Den Tipp hier habe ich übrigens von Harald bekommen, der mir Rob de Nijs Version des Originals näher bringen wollte.

The Kinks – I go to sleep

Die Kinks hatten nur eine Demo-Aufnahme dieses Stücks gemacht. Ray Davies hatte Anfang der Achtziger Jahre eine kurze Beziehung mit Chrissie Hynde, die dann aber doch lieber mit Jim Kerr von den Simple Minds zusammen sein wollte. Ray hat offensichtlich sehr unter der Trennung gelitten und im Anschluß noch ein paar sehr gute Songs darüber veröffentlicht, zum Beispiel „Missing Persons“ oder auch „How are you“. Doch die Pretenders mit Chrissie Hynde retteten 1981 den Song vor dem Vergessen. Da war die Welt noch in Ordnung für Ray Davies.

Labi Siffre – It must be love

Labi Siffre ist in Großbritannien recht bekannt, bei uns eher nicht. Dabei haben viele Musiker bei seinen Songs zugegriffen und Samples ausgeliehen, darunter auch Eminem. Andere haben einen Song komplett kopiert, so auch Madness mit „It must be love“. Ganz besonders hörenswert ist „I got the…“ aus dem Album „Remember me“ von 1975. Seine angenehme Stimme geht sofort ins Ohr und die Musik klingt natürlich sehr nach den frühen Siebziger Jahren. „It must be love“ erschien erstmals 1971 auf seinem Album „Crying Laughing Loving Lying“.

The Arrows – I love rock’n roll

Jeder kennt die Version von Joan Jett and the Blackhearts. Hier ist das Original der Arrows, das genauso klingt, wie die berühmte Coverversion. Angeblich wurde der Gruppenname dem Logo der Who entlehnt (Ein nach oben zeigender Pfeil). Die Band hatte ein paar kleinere Hits Mitte der Siebziger Jahre. Mit dem Riesenerfolg von „I love rock’n roll“ haben und hatten die beiden Songschreiber Jake Hooker und Alan Merill († 2020) bis an ihr Lebensende ausgesorgt.

Jacques Brel – Le Moribund

Eine der wenigen Singles, die ich 1974 besaß und mir immer wieder anhörte, war „Seasons in the sun“, der einzige Hit von Terry Jacks. Das Original ist musikalisch viel interessanter, eröffnet es doch dem Musikliebhaber die Türe zu französischen Chansons. Wer mutig genug ist und Jacques Brel für sich entdecken möchte, sollte sich bei YouTube die Liveaufnahme von „La valse à mille temps“ anschauen. Was für eine Kraft in der Stimme, was für eine Interpretation eines Textes. 1973 lief im Kino die Komödie „Die Filzlaus“. Ich habe mir den Film damals dreimal hintereinander angeschaut und hatte keine Ahnung, das die Filzlaus eben dieser Jacques Brel war. Der Film ist auch heute noch sehenswert, allerdings muß man etwas Geduld mitbringen, die Filmschnitte sind doch etwas langsamer als man das heute gewohnt ist.

Gloria Jones – Tainted love

Die besten Originale – dazu gehört auch „Tainted love“ von Gloria Jones. Die Coverversion ist ausnahmsweise auch ganz famos, aber Mark Almonds Stimme kann mit Gloria Jones nicht mithalten. Geschrieben wurde der Song 1965 von Ed Cobb. Erfolg hatte er damit keinen. Umso erstaunlicher ist es, dass jemand diesen Song kannte und dann auch noch mit so viel Herzblut neu eingespielt hat. Ed Cobb ist leider vergessen, die Version von Soft Cell wird heute noch gespielt.

Crazy Horse – I don’t want to talk about it

Danny Whitten haben wir mindestens zwei großartige Songs zu verdanken. Diesen hier und leider auch Neil Youngs „The needle and the damage done“. Young hatte diesen Song geschrieben um damit Drogensüchtigen ins Gewissen zu reden. Bei Danny hat das nicht geklappt, er starb 1972, kurz nachdem ihn Neil Young während der Plattenaufnahmen zu seinem „Harvest“-Album nach Hause geschickt hatte. Rod Stewart coverte 1975 „I don’t want to talk about it“ kongenial auf seinem Album „Atlantic Crossing“. Seine Stimme bringt das Stück auf die nächst höhere Ebene, keine Frage.

New World – Living next door to Alice

Auch wenn das Stück heute in Bierzelten mit dem Zusatz „Who the fuck…“ versehen wird, ist es doch ein toller Song, und dass auch im eher unbekannten Original dieser australischen Band von 1972. Den größten Erfolg hatten sie mit „Tom tom turnaround“ oder auch mit „Kara Kara“, dass in Deutschland den Titel „Cora, komm nach Haus“ trug und von Peter Orloff gesungen wurde. Und sehr gerne zitiere ich an dieser Stelle ein wunderbares Konzertposter, auf dem tatsächlich einmal stand, dass „Peter Orloff kommt.“ Der Originale.

Jorge Ben – Taj Mahal

Rod Stewart hatte sofort das Potential erkannt, dass die Hookline dieses Stückes ihm bieten würde. Es ist eben nicht immer ein ganzer Song, den man neu einspielen muß. Machmal reicht auch eine Melodie, die man nimmt und zu seiner eigenen macht. Madonna hat das mit einem Song von Abba versucht, aber den zitiere ich hier lieber nicht – Songs von Abba sind sakrosankt, die spielt man nicht nach. Es gibt eben Originale von denen man die Finger lassen sollte.

John Simon – Davy’s On The Road Again

Ich habe immer wieder versucht, die Originale zu finden, die Manfred Mann’s Earth Band auf ihren Alben gecovert hatten. Und das waren nicht nur Stücke von Springsteen oder Dylan, auch unbekanntere wie dieser hier von John Simon. Keine Ahnung, wo Manfred Sepse Lubowitz diese Songs gefunden hat. Diesen hier haben John Simon und Robbie Robertson zusammen geschrieben. Simon war verantwortlich für die Bläser-Arrangements bei „The Band“ und das kann man im Original sehr schön hören. Ich kann euch die ersten Alben der Band nur empfehlen. Gibt es alle remastered und klingen klasse.

Ann Peebles -I can’t stand the rain

Vor kurzem ist Tina Turner gestorben. Auf ihrem wunderbaren ersten Solo-Album „Private Dancer“ befinden sich fast nur Cover-Versionen von großartigen Songs anderer Künstler. Vermutlich bekommt Paul Brady mehr Tantiemen durch den Verkauf dieses Albums, als durch seinen eigenen Platten. Aber auch Ann Peebles dürfte steinreich durch diese Cover-Version des Songs geworden sein. Doch das Original braucht sich nicht dahinter zu verstecken. Deutlich trockner produziert und ebenfalls mit einer tollen Stimme eingesungen gefällt mir diese Fassung besser.


Es gibt noch viel mehr Originale zu entdecken. Die nordmerikanische Band „Bread“ sei hier stellvertretend genannt, die für viele tolle Coverversionen gesorgt hat. Unbedingt mal reinhören, zum Beispiel bei „Make it with you“ oder auch „Everthing I own“.

Mehr Bestenlisten, wie zum Beispiel die besten Songs unter drei Minuten, finden Sie in unserer Kategorie Listen.