Escapade – Tim Finn

Wenn es eine Platte gibt, bei der jeder Song ein Hit geworden wäre, wenn es nur genug Menschen gehört hätten, dann ist es „Escapade“ von Tim Finn. Auf diesem Album gibt es Ohrwürmer ohne Ende. Und leider hatte er in Europa nur diesen einen kleinen Hit „Fraction Too Much Friction“. Der einzige Song, den ich nicht mag, weil es ein Reggae ist. Aber egal.

Split Enz

Tim Finn machte 1983 sein erstes eigenes Ding, kurz bevor er bei Split Enz ausstieg. Ich hatte die neuseeländische Band bereits vorher entdeckt, nachdem ich jeden Freitagabend im Radio den britischen Soldatensender BFBS hörte. Dort gab es nämlich immer zwischen Mitternacht und 2 Uhr morgens ein komplettes Konzert von angesagten Bands zu hören. Ich hatte keine Ahnung, wer Split Enz war, stellte meinen Wecker auf Mitternacht, drückte die Aufnahmetaste meines Tonbandgerätes und legte mich wieder ins Bett. Als ich mir dann am nächsten Tag das Konzert anhörte, war ich überwältigt von der Spielfreude der Band. Auch hier gab es einen Ohrwurm nach dem anderen. Tim wechselte sich mit seinem Bruder am Mikrofon ab, beide sangen jeweils ihre eigenen Songs. Und beide waren gleich gut und hochtalentiert, wenn es um Melodien ging.

Escapade - Tim Finn

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Was ist „Escapade“? Höchst eingängige Musik!

Experimentierten Split Enz noch mit Sounds und wechselten von New Wave, Folk, Artpop zu Pop und wieder zurück, startete Tim Finn direkt und ohne Umwege mit absolut hitparadentauglichen Songs. Das Album kam am 30. März 1984 zu mir nach Hause, zusammen mit den Simple Minds, Big Country, Ultravox, The Cry, Paul Young und Chris Rea. Ich hatte Geburtstag, es war Frühling und ich hatte die beste Musik, um jetzt schon den Sommer zu spüren. Denn in meinen Augen ist dieses Album genau das: Frühling und Sommer gleichzeitig. Tim gelingt es, diese Frühlingsgefühle direkt mit dem Sommer zu verbinden. Damals gab es im Auto neben dem Radio nur das Cassettenabspielgerät. Und hier lief das Album rauf und runter, während ich mit dem Wagen durch die Stadt fuhr. Und ich verbinde 1984 mit gutem Wetter, wenn ich an diese Musik denke.

Fraction Too Much Friction

Das Album startet mit der Hitsingle „Fraction too much friction“ und begrüßt den Zuhörer mit einem luftigen Reggae. Danach geht es sofort und im hohen Tempo mit „Staring at the embers“ weiter. Das alles kann natürlich nicht mit anspruchsvoller Rockmusik mithalten, das muß es auch gar nicht. Hier geht es um die sehr gute Laune, die beim Hören unverzüglich eintritt. Und hier für steht auch der dritte Song „Through the years“, bei dem man sofort beim ersten Mal mitsingen kann. Hier gibt es keine kniffligen Breaks an den den Drums, hier geht es „straight“ zur Sache. Die Songs entwickeln einen mitreißenden Sog, bleiben eingängig („Not for nothing“) und wir werden auf der A-Seite mit der Ballade „In a minor key“ in die Halbzeit geschickt.

Wait and See

Die zweite Seite wird mit „Made my day“, seinerzeit die zweite Single, eröffnet. Und gerade jetzt, beim erneuten Abhören der Songs, fällt mir auch auf, dass „Wait and see“ die bessere Auskopplung gewesen wäre. Egal, insgesamt wurden 5 Songs als Singles veröffentlicht, also exakt die Hälfte des Albums. Was für eine Quote! OK, das „Thriller“-Album von Michael Jackson hatte mehr Auskopplungen, aber die waren nicht zwingend besser. Produziert wurde die Platte übrigens von Ricky Fataar, der hier auch Schlagzeug und Percussion spielt, und dem Gitarristen Mark Moffat. Vor allem Fataar hat mit vielen bekannten Musikern Platten eingespielt, darunter beispielsweise die Beach Boys, Elton John oder auch Robert Palmer.

Grand Adventure

Interessanterweise weicht die australisch-neuseeländische Albumfassung von der europäischen Ausgabe ab. In Europa wurde der Song „Grand adventure“ durch „Below the belt“ ersetzt. Aus meiner Sicht war dies durchaus eine gute Wahl, denn während „Below the belt“ poppigen Charme versprüht, zerstört „Grand adventure“ den leichtfüssigen Fluß des Albums. Irgendwann habe ich mir das Album als CD zugelegt und genau dies empfunden. Es gibt noch einen weiteren Song, der leider nur als B-Seite erschien, aber trotzdem gut auf das Album gepasst hätte. „Another chance“ hätte gut mithalten können mit all den anderen großartigen Songs des Albums. Wer danach sucht, findet den Song bei YouTube.

Growing Pains

Das Album endet mit dem schönen „Growing Pains“, welches mich am meisten an die Musik erinnert, die er mit Split Enz gemacht hat. Irgendwie ein Kinderlied und dann auch wieder nicht. Vielleicht liegt es an der Leichtigkeit, die von diesem Song ausgeht. Ich sollte hier unbedingt auch noch ein Album dieser Band vorstellen.

Finn Brothers und Crowded House

Tim setzt seine Solokarriere bis heute fort, hat aber auch immer wieder bei anderen Projekten und Bands mitgemacht und mitgespielt. Unter anderem bei Crowded House, den Finn Brothers und auch immer wieder bei Konzerten seiner ersten Band Split Enz. Apropos Crowded House: Immer wieder vergleiche ich die beiden Brüder Tim und Neil und überlege, wer von den beiden der bessere Songschreiber ist. Jedenfalls war Tim mit diesem Album seinem Bruder um mehr als drei Jahre voraus. Sehen wir es positiv, beide schreiben eingängig Songs und sind bis heute aktiv. Wobei ich die Zusammenarbeit von Neil Finn mit Fleetwood Mac hier eher nicht thematisieren möchte. Wenn Neil mit Stevie Nicks den alten Split Enz Song „I got you“ spielt, fällt mir leider nichts dazu ein. Nur der Mantel des Schweigens.

Fazit zum Album „Escapade“

Tim Finns Album „Escapade“ wurde 1983 veröffentlicht und markiert einen wichtigen Meilenstein in seiner Solokarriere nach der Trennung von der Band Split Enz. Das Album präsentiert einen eklektischen Mix aus Pop, Rock und World Music, was Finns vielseitige künstlerische Palette unterstreicht. Der Titeltrack „Escapade“ sowie Singles wie „Fraction Too Much Friction“ trugen zur Bekanntheit des Albums bei. Die kritische Anerkennung und der kommerzielle Erfolg festigten Tim Finns Position als talentierter Singer-Songwriter und kreativer Innovator.

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