1978 änderte Carlos Santana seinen Stil etwas ab und wurde deutlich rockiger. Weniger Latin, weniger Fusion und viel mehr Rock. So hat er mich mit dem Album „Inner Secrets“ abgeholt und anschließend mit dem im Vergleich eher schwachen Nachfolgealbum „Marathon“ wieder verlassen. Aber dieses Album hat es verdient, nicht vergessen zu werden. Zum Ende des Jahrhunderts kehrte Carlos Santana noch einmal zum Rock-Pop zurück, aber diese Songs waren einfach nur Mist und keinesfalls „supernatural“.
Dealer / Spanish Rose
Der Opener holt uns direkt ab mit einem Auftakt auf der akustischen Gitarre, dann umschmeichelt uns direkt Greg Walker mit seiner samtweichen Stimme. Im Hintergrund klappern Bongos, Congas oder was auch immer und gaukeln uns den alten Santana vor. Doch der Song von Jim Capaldi bietet uns viel mehr. Der Background-Gesang ist erhaben und die Percussion kristallklar. Dann wechselt die Band zum zweiten Song „Spanish Rose“ und startet mit einem Moog-Solo, begleitet von Santana an der Gibson-Gitarre und wechselt zu einem offenen Samba-Rhythmus. Dann wird es wild und mit einem Prog-Stakkato hört der Song auf. Großartig.
Inner Secrets
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Move On
Unerwartet begleiten beatleske Gesangsharmonien den dritten Song des Albums. Klar, das klingt alles natürlich nach Santana, vor allem die dominante Gitarre. Doch das E-Piano und der Backgroundgesang sind hier leicht und gehen in Richtung Yacht-Rock (ihr erinnert euch). Auch hier spielt Carlos Santana ein wunderschönes kleines und wunderschönes großes Solo.
One Chain (Don’t Make No Prison)
Disco? Na klar, die Musiker um Carlos Santana herum können auch das. Dieser Songs spielt mit Rod Stewarts „Do Ya Think I’m Sexy“ in einer Liga. Warum er nicht den gleichen Erfolg hatte? Ich weiß es nicht. Mit diesem Song hat mir mein damaliger Kollege, Achim, Santana vorgestellt. Bis dahin brachte ich Santana ausschließlich mit „Samba Pa Ti“ in Verbindung. „One Chain…“ gibt es in verschiedenen Versionen und hier ist die Vinyl* der CD überlegen.
Danach geht es mit „Stormy“ weniger stürmisch weiter. Und zum zweiten Male wundere ich mich darüber, dass das Album zumindest in Deutschland so unbekannt geblieben ist. Die Band macht alles richtig, hat die besten Songs und auch den flüssigsten Carlos an Bord. Der Song hört hochmelodisch auf und macht neugierig auf die zweite (Vinyl-) Seite des Albums.
Well All Right
Das Stück, im Original von Buddy Holly, wird hier in der Version von Blind Faith interpretiert. Carlos Santana kopiert hierbei das Intro von Eric Clapton, das Holly so nicht gespielt hat. Auch heute spielt Eric Clapton den Song, allerdings bei Weitem nicht so interessant wie Santana es hier machen. Ab Minute 02:54 startet das Solo und Carlos macht Eric vor, wie man es anders, wenn nicht sogar besser machen kann.
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Mehr InformationenDanach geht es mit „Open Invitation“ weiter. Leider muss man über drei Minuten warten, bevor die Band Gas gibt und mit einem wunderbaren und grandiosen Solo das Stück beendet.
Life Is A Lady / Holiday
Okay, Carlos Santana hat auch mit „Europe“ und dem bereits erwähnten „Samba Pa Ti“ gefühlvolle Melodien auf seiner Gitarre zelebriert. In diese Kategorie gehört auch das eher unbekannte „Life Is A Lady“. Und die Band schafft es, nach exakt 2 Minuten den Hebel umzulegen und ohne einen Bruch ins sonnige „Holiday“ einzutauchen. Das E-Piano spielt heiter weiter, und auch hier gibt es eine tolle Melodie, die sich in den Ohren einschmeichelt und für immer hängen bleibt.
Anschließend wird es wieder etwas lauter und mit „The Facts of Love“ tauchen wir in einen leichten Samba-Rhythmus ein. Auch dieser Song verdient unsere Aufmerksamkeit, denn Greg Walker trifft den passenden Ton und eigentlich hätte der Song ein Hit werden können.
Rausgeschmissen werden wir mit „Wham“, wobei uns das Intro mit der gewohnten Santana-Percussion begrüßt. Dann gibt es den wohlbekannte Mix aus Congas, Bongos, Bassläufen, Orgelklängen und Carlos Santanas Gitarre und das alles leider viel zu kurz. Gerne hätte ich noch ein paar Minuten länger zugehört.
Im Gesamtkatalog von Santana findet „Inner Secrets“ nicht unbedingt großartige Erwähnung. Bei mir räumt er damit allerdings alles ab.
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