Wie fing das alles eigentlich an? Welche Erinnerungen habe ich an Schallplatten? Mit welcher Musik bin ich als Kind groß geworden? Was hat mich geprägt und auch inspiriert? War es die Titelmusik von Lassie, Flipper oder auch Bonanza?
Es ist gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Wie im Folgenden zu lesen, stehen sich erfolgreiche Stücke aus den damaligen Charts und merkwürdige, obskure Lieder gegenüber. Und immer wieder fällt mir etwas Neues ein. Deshalb kann es sein, dass ich diesen Artikel ab und zu aktualisiere. Aber hier der aktuelle Stand meiner Erinnerungen.
Adalbert Lutter – Eine Seefahrt die ist lustig (1935)
Mein Vater hatte ein altes Grammophon von seinem Vater geerbt. Und manchmal, wenn bei uns gefeiert wurde, baute er das Gerät auf dem Küchentisch auf und spielte immer wieder diese eine Schellack-Platte. Ich kann mich heute nur noch an 2 Strophen erinnern, insgesamt soll das Stück aber 15 Strophen gehabt haben. Das Original stammt wohl aus dem Jahre 1935 und die Strophen gingen ungefähr so:
„Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön
ja, da kann man die Matrosen von der Reeling kotzen sehen.“
„Und der Koch in der Kombüse ist ne dreckige alte Sau
mit dem Finger im Gemüse mit dem Arschloch im Kakao.“
Cinderella (1950)
„Ich habe den anderen Schuh“, sagt Cinderella, als der Diener des Königs stolperte und der eine Glasschuh zerbrach. Heute kommen mir die Tränen, wenn ich mir diese Szene anhöre. Der Zeichentrickfilm aus dem Jahre 1950 ist in den frühen sechziger Jahren als Film und dann auch als Schallplatte zu mir gekommen. Es muss der allererste Film gewesen sein, den ich je im Kino gesehen habe. Die Musik aus dem Film ist, nun ja, eher zeitgenössisch zu betrachten und eigentlich vor lauter Geigenkitsch kaum zu ertragen. Die Stimmen der Mäuse sind alle völlig überdreht, aber was soll’s.
Das Dschungelbuch (1968)
Der zweite Film an den meine Erinnerungen zurückreichen. Ich muss 5 oder 6 Jahre alt gewesen sein, als der Film in die deutschen Kinos kam. Das Kino wurde abgedunkelt, der Vorhang ging auf und der Dschungel tauchte in dunklen Farben auf. Wölfe finden ein Kind und ziehen es groß, bis es mit den Tieren Unfug treibt. Mogli war mein erster Held und wunderbar gezeichnet. Die Songs hießen „Ich wäre so gern wie du“ oder auch „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ und sind heute bereits unsterblich geworden. Wer hätte nicht gerne Freunde wie Baghira oder Balu gehabt? Wer möchte, kann sich die Vinyl-Ausgabe bei Amazon* kaufen.
Aristocats (1971)
Und auch die nächste Platte basiert auf einen Zeichentrickfilm von Walt Disney, der 1970 oder 1971 in die deutschen Kinos kam. Hier war ein Straßenkater namens Thomas O’Malley der Held der Geschichte und noch heute kann ich seinen Signature-Song mitsingen. Aber auch die Katzenkinder waren musikalisch und konnten mit ihren Tatzen sogar Klavier spielen. Der Titelsong wurde von Paul Kuhn gesungen, aber auch alle anderen Lieder waren Ohrwürmer. „Katzen brauchen furchtbar viel Musik, Musik und ein ganz kleines Stück vom ganz großen Glück.“
Heintje – Heintje (1969)
Meine Mutter liebte Heintje* und ich sollte genauso aussehen. Deshalb brachte sie mich zum Frisör, der mir den gleichen Haarschnitt verpassen sollte. Einen holländischen Namen hatte ich ja schon. Jedenfalls hatten wir die Heintje-Platte zu Hause auf unseren Plattenspieler von Mr. Hit liegen und ich kann noch heute die meisten Lieder mitsingen. „Oma so lieb, Oma so nett, ach wenn ich dich, meine Oma nicht hätt'“.
Peter Alexander serviert Spezialitäten aus Böhmen, Ungarn, Österreich (1968)
Und auch diese Platte lief mangels anderer Platten zu Hause rauf und runter. Während meine Oma auf dem Küchenstuhl sitzend ihren Mittagsschlaf machte, sang im Hintergrund Peter Alexander seine Lieder aus Böhmen, Ungarn und aus Österreich. Leider habe ich die Original-LP nicht mehr. Aber vor ein paar Jahren wurde sie bei Amazon gebraucht für 5 Euro angeboten.
Böses Erwachen, denn in der Hülle steckte eine andere Scheibe von Peter Alexander. Doch vor Kurzem fand ich auf dem Trödelmarkt doch noch die Platte wieder. Also los geht es mit „Wie Böhmen noch bei Österreich war, vor 40 Jahr, vor 40 Jahr….“
My fair Lady – Deutsche Originalaufnahme (1962)
Mitte der sechziger Jahre verdiente meine Mutter sich ein paar Mark dazu und machte jeden Samstag den Haushalt für einen Freund im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf. Während sie dort alles sauber machte, lief im Hintergrund ständig diese Platte, allerdings in der deutschen Fassung. Die Musik ist unglaublich. Ein Hit nach dem anderen. Auch hier reichen meine Erinnerungen noch an einzelne Textpassagen zurück. Zum Beispiel an „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blumen blühen“ oder auch an „Mit ’nem kleinen Stückchen Glück…“. Das Album war mit 296 Wochen ein Dauerbrenner in den deutschen Charts und wurde erst 1979 durch das rote Album der Beatles abgelöst.
Klaus und Ferdl – Alpenrose aus Mittersill (1966)
1966 verbrachten wir den Sommerurlaub auf dem Berggasthof Achleiten in Söll am Inn. Mein Vater schnitzte mir aus einem Stück Holz ein kleines Boot und meine Mutter verbrachte die Tage auf einer Liege in der Sonne. Es gab merkwürdig leckere Pommes und Limo von Bluna. Abends lief ständig dieses Lied. Die Single hatten wir lange Zeit zu Hause, jetzt ist sie leider verschwunden. Doch in meinem Ohr höre ich immer noch diesen Song: „Ich liebe Dich, Alpenrose, Alpenrose aus Mittersill…“ Und dann wird auch noch gejodelt.
Peter Pan – Wir ziehen auf den Kriegspfad (1952)
Auch dieses Stück ist ziemlich alt und ich erinnere mich, dass meine Cousine dieses Lied auf einer Vinyl-Single hatte. Ich habe die Melodie geliebt. Den Film habe ich leider nie gesehen aber Peter Pan war immer ein Vorbild für jeden kleinen Jungen. Auf der Rückseite war noch ein Schlaflied – glaube ich zumindest. „Deine Mutter“ singt dich in den Schlaf. Wenn ich bei meiner Tante und meinen Cousinen übernachten durfte, sagte meine Tante immer „Schlaft gut und träumt was Schönes“. Das hat mir immer sehr gut gefallen, das kannte ich von meinen Eltern nicht.
Danyel Gerard – Butterfly (1970)
Dies war meine allererste Single*, die ich mir gewünscht und auch bekommen habe. Der Mann mit dem französischen Akzent und dem merkwürdigen Hut auf dem Kopf war insgesamt dreimal in der „Deutschen Hitparade in Ihrem ZDF“ und durfte nicht wiedergewählt werden. Da ich nicht so viele Platten hatte, lief die Rückseite genauso oft und hier fragte sich der Sänger „Wer ich bin oder wer ich war…“
Karel Gott – Schicksalsmelodie (1970)
Anfang der 1970er Jahre wünschte ich mir eine Heimorgel, damit ich selber Musik machen konnte. Irgendwann stand die Orgel in der Küche und ich konnte nicht einen geraden Ton spielen. Ich erinnere mich daran, dass ich den Schneewalzer nachspielen konnte. Und auch dieses Stück hier. Das Original war die Titelmelodie aus dem Film „Doktor Schiwago“ und Karel Gott sang dazu einen deutschen Text mit einem tschechischen Akzent. Im Juli 2024 gibt’s das gebrauchte Vinyl bei Amazon* für ca. 12 Euro.
Mopsy Mops und das Geheimnis der alten Mühle (1970)
Schlimmer geht immer. Diese Hörspielplatte ist einfach nur schrecklich. Aber genau das macht auch ihren Charme aus. Die LP erschien 1970 auf Europa und in Ermangelung anderer Schallplatten habe ich auch diese Platte sehr oft gehört. Um was es geht? Ich will es gar nicht wissen. Am lustigsten ist auch hier der völlig überdrehte Gesang. Wahrscheinlich fand ich damals das Cover gut. Denn es sieht aus wie ein Comic. Wenn meine Erinnerungen mich nicht täuschen, dann tritt Vetter Ethelbert in Hundekacke. Allein das hat damals schon einem Achtjährigen genügt, das Ganze lustig zu finden. Die gute alte Zeit.
Noch mehr Erinnerungen…
Das ist noch lange nicht alles, was ich in meiner Kindheit gehört habe. Unzählige Songs zu Fernsehserien sind in meinem Kopf, darunter Flipper, Daktari, Raumschiff Enterprise, Percy Stuart, die Globetrotter und vieles mehr. Westernserien wie Bonanza, High Chaparral, Rauchende Colts, die Leute von der Shiloh Ranch, Big Valley ergeben fast schon eine eigene Liste. Ich muss nur noch ein wenig nachdenken. 🙂
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