Stories Untold – Good Fortune: Die Jungs gehören nach Wacken

„Gründet eine Band“ – so ungefähr hat der von mir sehr geschätzte Eric Pfeil es in der letzten Woche in seiner Kolumne im deutschen Rolling Stone gefordert. Und er hat völlig recht damit. Also, geht raus und gründet eine Band! Genau dies haben Maddy, Luke, und Johnny getan und 2020 in der Corona-Zeit Good Fortune gegründet. Ende 2021 stieß dann noch Keith dazu und übernahm von Maddy den Bass. Soviel Information finde ich über die Band im Netz. Ach ja, dann steht da noch, dass die Musik eine Mischung aus Rock mit Einflüssen aus Funk, Metal, Reggae und Jazz wäre. Das trifft es aus meiner Sicht nicht. Denn das Album Stories Untold ist Rockmusik und nix anderes. Und ich wage die Vorhersage, dass die Jungs in Wacken mindestens 64.000 Zuschauer sehr zufrieden stellen könnten.

Crown of Thorns

Nach einer EP gibt es nun mit Stories Untold ein ganzes Album guter Songs, die alle in die gleiche Richtung gehen, nämlich nur nach vorn. Gleich im Opener „Crown of Thorns“ starten die Drums mit der Gitarre auf der Eins, bevor der Bass reinrutscht und Maddy die erste Strophe singt. Mal zieht das Tempo an, mal wird es verschleppt und dann gibt es eine schöne Distortion-Gitarre, die ein kurzes Solo spielt. Alles richtig gemacht. So fängt ein gutes, ein sehr gutes Rock-Album an.

VinylJPC  | amazon amazon_icon
Streamingamazon amazon_icon
Prüfen Sie hier den Preis bei JPC oder Amazon.*

Adolescence

„Adolesence“, der zweite Song läßt es etwas ruhiger angehen, bevor nach etwa zwanzig Sekunden die fette Gitarre den Kurs vorgibt und doch wieder die Geschwindigkeit zurücknimmt. Ein wunderbarer Ohrwurm, eine gute Single, wie ich finde. In den zurückgenommenen Passagen kommt vor allem Maddy gut zur Geltung, der ein sehr warme und schöne Stimmfarbe hat. Das Stück dürfte aus meiner Sicht durchaus länger als knapp 6 Minuten sein, ich mag so etwas.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Ich unterstelle mal, dass die erste Seite des Vinylalbums mit „Affection“ ausklingen würde. Mir liegt allerdings die CD zur Kritik vor, aber als steinalter Musikfan, würde ich genau dieses Stück ans Ende der ersten Seite stellen. Der Refrain ist mitreißend, der Weg dahin ebenfalls. Und auch der Call & Response Gesang kommt gut rüber.

Ich dreh‘ dann mal die Scheibe um…

Traveller’s path

Auch der sechste Song „Traveller’s path“ (den ich übrigens sehr mag) spielt in der gehobenen Liga. Maddy singt über die gleichen Erfahrungen, die ich auf meinen Urlaubsreisen auch gemacht habe. Der Song hat einen schönen Mittelteil, in dem die Drums rollen und die Gitarrenlicks genau richtig einsetzen. Ja gut, es gibt einen kleinen Reggae-Einschub, dann kehrt die Band aber schnell zurück zum Riff. Das Ganze ist melodisch ansprechend arrangiert und sorgfältig produziert.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

LFDY

Weiter geht es mit „Live fast die young“, das ebenfalls direkt ins Ohr geht und hängenbleibt. Vielleicht hätte ich die Stimme mehr nach vorn geholt, dies gilt eigentlich grundsätzlich für das ganze Album. Das liegt aber daran, dass ich selber Songtexte schreibe und daher gerne das Geschriebene oder Gesungene direkt verstehen möchte. In der Regel passiert das erst beim dritten oder vierten Durchlauf. Etwas besser klappt das beim folgenden „These kind of lies“. Hier ordnet sich die Musik dem Gesang unter, bevor dann der schnelle Teil folgt. Gut gemacht.

Bass und Schlagzeug

Noch ein Wort zum Rückgrat der Band, also Bass und Schlagzeug. Oder eben Bassist und Schlagzeuger. Wenn diese beiden nicht harmonieren, funktionieren, dann können sich Gitarrist und Sänger noch so anstrengen, dann wird das nichts. Bei Good Fortune harmoniert und funktioniert das vorbildlich. Und bei dieser Gelegenheit sei es noch mal allen gesagt: Ich liebe Bassisten! Vor allem die Witze, die über sie gemacht werden… nein, ernsthaft. Viele wichtige Bands der Rockgeschichte sind ohne deren Bassisten nicht denkbar. Hier fallen mir natürlich Leute wie John Paul Jones oder auch John Entwistle, deren isolierte Bassläufe immer wieder ein Genuß sind. Zu finden bei YouTube.

Das Cover

Das Cover ist schön gemacht und erinnert mich an viele Scheiben der siebziger Jahre. Damit ist die Band in guter Gesellschaft mit Bad Company, die hatten allerdings auf ihrem „Straight shooter“ Album etwas mehr Blues in der Musik. Und wenn ich mir etwas für das dritte Alben wünschen dürfte, wäre es genau diese Musikrichtung. Der Blues würde dafür sorgen, dass die Musik etwas mehr atmen könnte.

Stories Untold

Das Album schließt ab mit „Stories Untold“ und ich hoffe, dass die Band uns in den kommenden Jahren noch mehr unerzählte Geschichten auftischt. Am liebsten auch live. Und natürlich in Wacken auf der Harder- oder auch Faster-Bühne. Da gehören die Jungs definitiv hin. Und eine letzte private Frage bleibt noch zu stellen: Wo um Himmels Willen habt Ihr meine Jeans-Jacken gefunden? Die hatte ich doch vor über 17 Jahren entsorgt…

Aufgeklapptes CD-Booklet von Stories Untold
Im CD-Booklet von Stories Untold gibt’s die Songtexte

Tracklist zu Stories Untold

  1. Crown of Thorns
  2. Adolescence
  3. Diamonds Underneath
  4. Pieces
  5. Affection
  6. Traveller’s Path
  7. LFDY
  8. These Kind of Lies
  9. Life Called Prison
  10. Stories Untold
  11. A Conscious Fall (Bonus Track)

PS: Mehr Rezensionen zu Musikalben und Schallplatten gibt’s hier.


*Werbehinweis für Links: Es handelt sich um einen sog. Affiliate-Link. Wenn auf der verlinkten Website etwas eingekauft wird, erhält der Betreiber von plattenkritik.com eine Provision.