The Horrors – Night Life: Dunkel, nostalgisch, aber epigonenhaft

Super Name für eine Gruppe, tolle Idee. Vor diesem Review hatte ich keine Ahnung, wer „The Horrors“ sind. Ich bin einfach die falsche Generation für diese Art von Musik. Das denke ich zuerst, bevor ich das Album auflege, bevor ich recherchiere und weiß, wofür die Band steht. Das Album-Cover kommt mir bekannt vor, viel nackte Haut, etwas überbelichtet, bei Suedes Debutalbum geklaut? Vielleicht ein Hinweis auf die Musik? Eher nicht. Das Video zum Song „Ariel“, dem ersten Song des Albums, lässt mich erschauern. Warum nur muss es schneien? Warum zum Teufel steht der Sänger vor einem Mercedes mit aufgeklappter Motorhaube?

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Fragen über Fragen – deshalb hier der von Google Translator stumpfdumme übersetzte Text des Songs, der Vieles sofort beantwortet:

In dieser Welt stiller Winterlandschaften
Hängen alle Träume ungesehen in der Luft
Und jedes hohle Kreuz,
das wir durch unser Leben tragen,
Drückt unseren Rücken unter der Sonne

Doch wenn dieses Gefühl in kupferfarbenem Licht kommt,
Bringst du deinen Geist an meine Seite,
Verschwindet diese Angst,
dass alle, die wir lieben, sich verabschieden,
Einfach in der formlosen Nacht.

Ariel, ich bin vom Weg abgekommen.
Hörst du mich, wenn ich deinen Namen rufe?
Ariel, so blind.
Wirst du mich auffangen, wenn ich dem Licht entkomme?
Ariel, Ariel.

  • Aha, Winterlandschaften, deshalb schneit es, keine Frage
  • mit dem hohlen Kreuz muß der Mercedes-Stern gemeint sein
  • Vom Weg abgekommen, klar, dann öffnet man sofort die Motorhaube
  • Das Licht? Kommt von den Scheinwerfern und
  • das Auto heißt Ariel
CD/VinylJPC  |
Streaming
Prüfen Sie hier den Preis bei Amazon oder JPC.*

Dark Songs

The Horrors sind eine britische Band, bleiche Gesichter, Gothic Style. Eben maximaler Horror. That’s it. Damit ist bereits die Zielgruppe klar, alles muss gruseln. Mich gruselte damals am meisten Klaus Kinski, und zwar nicht als Nosferatu, sondern als Unperson, der eines seiner Kinder missbrauchte. Wer also Grusel und Horror für eine gute Marketing-Idee hält, hat es bei mir deshalb ziemlich schwer. Mit den Ängsten von Menschen spielt man meiner Meinung nicht. Ich höre mir trotzdem das Album an und bin beim zweiten Stück an Bord. Während „Ariel“ eben ziemlich eintönig dahin schlängelt, holt mich „More Than Life“ direkt ab. Diesen Sound kenne ich, den habe ich damals gerne gehört, wann war das noch einmal, so etwa 1983….

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Damals hatte ich ein Spulentonband, mit dem ich ganze Radiosendungen mitgeschnitten habe. Am liebsten aus den Niederlanden, die waren uns Deutschen immer eine Nasenlänge voraus mit ihren frischen Sounds. Von der Spule wurde auf Kassette überspielt und die Kassetten hatten natürlich Namen, wie zum Beispiel „Dark Songs“. Und hier kommen wir wieder auf „The Horrors“ zu sprechen. Eigentlich passiert ja immer das Gleiche, alte Sounds werden plötzlich von der nächsten oder in diesem Falle von der übernächsten Generation wiederentdeckt.

The Silence That Remains

Leider lässt mich die Band mit ihrem dritten Stück „Silent Sister“ wieder ratlos zurück. Drum and Noises waren nie mein Ding, es zischt und rauscht und das ist schlicht langweilig. Ich skippe weiter. „The Silence That Remains“ hat einen drängenden Bass und klingt wiederum sehr vertraut. Vielleicht etwas New Order, jedenfalls klingt der Sänger „dark“ genug, diesen Song hätte ich auch auf mein Tape überspielt. Aber noch einmal, das alles gab es schon mal. Dafür gibt es tausende Sampler, die uns die achtziger Jahre zurück bringen. Vergessene Bands wie Seona Dancing, Fiat Lux oder auch The Sounds und natürlich The Chameleons waren damals angesagt und sind auch heute noch unbedingt hörenswert.

Rückseite und Tracklist des Albums

„The Horrors“ bedienen mit diesem Album leider nicht ganz genau dieses Genre, dafür sind sie einfach zu langweilig. Und mit Depeche Mode kann es sowieso niemand aufnehmen.

L.A. Runaway

Ich bin bereits beim letzten Song des Albums angekommen. „L.A. Runaway“ ist das dritte Stück, dass hängenbleibt und ein hervorragender Abschluss für ein unterdurchschnittliches Album. Ich finde den Bandnamen absolut passend. Die Musik eigentlich auch, wären da nicht immer diese überflüssigen Geräusche und teilweise wirklich durchgenudelten Klanglandschaften. Wie klingt eigentlich das neue Album von The Cure?

Wer dieser Band das Studio zur Aufnahme dieser wirklich selbstverliebten und epigonenhaften Musik zur Verfügung gestellt hat, hat keine Ahnung von der britischen Musikgeschichte der frühen achtziger Jahre. Ein Hoch auf Joy Division und vor allem The Smiths. Die hörten wir ganz bestimmt. Und manchmal auch New Order…

Links zum Horror


Mehr Rezensionen zu Musikalben und Schallplatten gibt’s hier:


*Werbehinweis für Links: Es handelt sich um einen sog. Affiliate-Link. Wenn auf der verlinkten Website etwas eingekauft wird, erhalten wir eine kleine Provision.