Die Kritiker haben Barclay James Harvest nicht gemocht – ich habe sie damals geliebt. Wahrscheinlich können wir Deutschen dieser Art von Musik eine Menge abgewinnen. Es war diese Mischung aus softem Rock und klassischer Musik, die mir besonders gutgefallen hat. Und auch die erhabene Covergestaltung, die es schafft, das Wort „Haptik“ endlich zu verstehen, ist wichtig. Dazu muss man allerdings das Album Octoberon von Barclay James Harvest in der Vinylausgabe von 1976 kaufen. Und dann kann man das Bild abpausen (hab ich gemacht!).
Octoberon wurde analog aufgenommen und wird auch „digital remastered“ nicht viel besser. Es gibt mittlerweile auch eine „Deluxe“-Ausgabe im 5.1 Mix und diversen Bonusstücken und Demos, hier soll der Klang nochmal etwas besser sein. Ich habe das Album allerdings schon dreimal gekauft- das muss reichen.
Erstes Stück von Les Holroyd, zweites Stück von John Lees, drittes Stück von Stuart Wolstenholme – damit haben alle drei Songschreiber den Fuß in der Türe. Wobei das Stück von Wolstenholme für mich immer etwas zu viele klassische Elemente hatte. Macht aber nichts – in der Gesamtheit passt das schon.
Die zweite Seite startet mit „Rock’n Roll Star“ und macht damit nichts falsch. In der Rückschau das Stück, dass die Musik von BJH am besten erklärt. Von Les Holroyd geschrieben und viel besser als das schreckliche „Live is for living“. Danach folgen „Polk Street Rag“, „Believe in me“ und mit „Suicide“ endet die Platte recht dramatisch mit einem Sturz vom Dach eines Hauses.
„Rock’n Roll Star“ im Radio
Rock’n Roll Star lief im Radio – es hatte dieses Gitarrenriff am Anfang, nein, vorher gab es schon ein paar Töne vom Bass und einen Klangteppich vom Mellotron. Dann diese ruhige, softe Atmosphäre, die eigentlich nichts mit Rock’n Roll zu tun hat. Sogar der Harmoniegesang im Hintergrund ist es wert, genauer gehört zu werden.
Es ist dieses Bauchgefühl, diese Stimmung, die man nicht so ganz genau beschreiben kann. So leicht fühlte sich diese Zeit an. Irgendwie roch diese Platte nach Freibad und Sonne. Ich habe mir daraufhin die Single bei Radio Sülz gekauft. Mit der B-Seite konnte ich damals nichts anfangen („Crazy City“). Als dann ein paar Monate später Hymn als Single veröffentlicht wurde, habe ich angefangen, alle Alben von Barclay James Harvest zu kaufen (solange mein Taschengeld reichte).
Octoberon begleitet mich bis heute, vor allem das Eröffnungsstück „The world goes on“, dass ich immer wieder gerne und laut höre. Und „Rock’n Roll Star“ ist gerade erst wieder auf einem amerikanischen Sampler über Yacht-Rock erschienen („Bob Stanley presents 76 in the shade“) – dies zeigt, wie relevant dieses Stück war und immer noch ist.
Fazit zu Octoberon – Barclay James Harvest
„Octoberon“ ist das achte Album von Barclay James Harvest, wenn man das Live-Album mitzählt. Ein Gesamtkunstwerk, ihre zweitbeste Platte und im Vergleich zu „Gone to Earth“, das eigentlich nur drei gute Stücke hatte, viel geschlossener und durchdachter. Octoberon bleibt mein liebstes Album, auch wegen des Covers. Ab und zu findet Ihr die Platte auf den Wühltischen der Trödelmärkte. Lasst es dort nicht liegen!
Erscheinungsjahr | 1976 |
Herkunftsland | – |
Labelcode | – |
Matrix Nr. | – |
Anspieltipps | „Rock’n roll star“; „The world goes on“ |
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