Okay, bevor es wieder Weihnachten wird, hören wir uns noch einmal eine richtig gute Rock-Scheibe an. 1978 veröffentlichten Wishbone Ash „No Smoke Without Fire“ und damit aus meiner Sicht ihr bis heute bestes Album. Alles war da, die wunderbaren unisono gespielten Gitarrenmelodien, ausschließlich sehr gute Songs und packende Riffs, die sich für immer in mein musikalisches Gedächtnis einprägten. Wer die Band noch nicht kennt – dieses Album bietet den besten Startpunkt für eine dauerhafte Bindung.
Bereits im November 1978 habe ich mir von Wishbone Ash das Album „Pilgramage“ zugelegt. Damit konnte ich nicht all zu viel anfangen, hängen geblieben sind maximal zwei Songs, das reichte nicht, um mich zu überzeugen. Als aber dann aber der Musikexpress das Album „No Smoke Without Fire“ vorstellte und sinngemäß fragte, wann Wishbone Ash zuletzt so einen gutes Riff wie bei „The Way Of The World“ rausgehauen hätte, musste ich diese Platte haben.
You See Red
Der Einstieg in No Smoke Without Fire erfolgt mit „You See Red“ und wurde auch als Single erfolglos ausgekoppelt. Aber der Song gibt die Richtung für das ganze Album vor. Auch hier gibt es ein eingängiges Riff, der Satzgesang kommt schön rüber und im Hintergrund spielen die akustischen und elektrischen Gitarren kleine Melodien.
No Smoke Without Fire
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Und dann gibt es einen Break, der Bass spielt die Melodie und eine kurze Bridge eröffnete das Gitarrensolo, ach was sag ich da, zwei oder drei Soli hintereinander und zwar für die nächsten zwei Minuten bis zur Climax. Dann gibt es einen kurzen a capella Chor und das Outro. Wer bis dahin nicht dieser Musik verfallen ist, dem kann ich auch nicht weiterhelfen. You See Red.
Baby The Angels Are Here
Auch der zweite Song hat wie auch alle folgenden Songs absolutes Hitpotential. Es ist eine ganz eigene Art von Musik, tief verankert im Blues und natürlich im englischen Rock der siebziger Jahre. Und auch wenn das Konzept oder die Struktur der Song sich ähnlich sind, freut man sich darüber, dass man genau das bekommt was man auch erwartet. Bis heute hat die Band daran nicht viel geändert. Ich kann mich nur immer wieder über die Schönheit der Gitarrenarbeit wundern, so auch bei diesem Stück, dass für mich niemals aufhören sollte.
Mit „Ships in the sky“ gibt es eine Art Rückkehr zum „Pilgrimage“-Sound – eine kurze Ballade, die uns zum nächsten Gitarrenriff von „Stand and deliver“ führt. Bevor der Powerteil startet, gibt es einen Gesangsteil, der etwas abgehakt rüberkommt. Der schöne Übergang in den Pre-Chorus gelingt stark, die Gitarre spielt ein Stakkato-Riff, dann folgt das nächste unisono gespielte Solo, der Song dauert über sieben Minuten und das ist auch gut so.
Anger In Harmony und Like A Child
Die doppelten Leadgitarren sind das Markenzeichen für Wishbone Ash, immer gewesen, und auch heute noch. Besonders wirkungsvoll kommt das auch in „Anger in harmony“ nach etwa einer Minute zur Geltung. Dieser Sound hat etwas Magisches und ich frage mich immer wieder, wie man auf solche tollen Melodien kommen kann. Nach knapp drei Minuten wird der Takt geändert und es geht bis zum Schluß straight weiter. Links und rechts werden uns die Riffs um die Ohren gehauen. Andy Powell und Laurie Wisefield geben alles.
Danach eröffnet eine Gitarrenmelodie den nächsten Song und ab geht es mit „Like a child“, getragen vom Satzgesang der Band und Martin Turner an den Lead Vocals. Und auf dem linken Kanals wird leise aber transparent und gut hörbar eine akustische Gitarre gezupft. Es gibt soviel zu entdecken auf diesem Album, bei mir hat es jetzt schon vierzig Jahre einen Ehrenplatz in meinem Musikherzen. Und auch hier wird das Stück am Ende langsamer und klingt mit einem Solo aus.
The Way Of The World
Wie schon eingangs erwähnt schießen die Musiker mit „The way of the world“ den Riff-Vogel ab. Wir alle kennen die unsterblichen Riffs, die uns die Young-Brüder von AC/DC auf all ihren Alben serviert haben. Und auch Wishbone Ash sind Meister aller Riff-Klassen. Das Stück ist zweigeteilt. Ist der erste Teil noch etwas verhalten und wird nur beim Chorus etwas lauter, kippt die Stimmung im zweiten Teil komplett um.
Eingeleitet vom Bass und den Drums wird uns stürmisches Wetter vorhergesagt. Martin Turner spielt seine Bass-Licks rauf und runter und Steve Upton spielt bevorzugt das Ride-Becken, dann gibt er Gas und die Band läßt das Album mit dem gesungenen Titel ausklingen, allerdings nicht ohne mehrere Soli unisono abzuliefern.
Wer davon nicht genug bekommen kann, der sollte sich gleich danach noch das Nachfolgealbum „Just testing“ anhören und natürlich zulegen. Gibt es überall dort, wo es auch Flohmärkte gibt. Und es gibt noch Bonus-Stücke auf den neuesten CD-Fassungen. Das Cover ist übrigens von Hipgnosis, aber das habt ihr bestimmt schon gesehen, oder?
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