Out of Nowhere – Joe Egan

Joe Egan? Erinnert sich jemand an Joe Egan? Außer mein Freund René, der immer noch nach dessen Album „Out of nowhere“ sucht, wahrscheinlich niemand. Das muss ich ändern.

Zusammen mit Gerry Rafferty gründete Egan 1972 die Band „Stealer’s wheel“ und hatte einen großen Hit mit „Stuck in the middle with you“ und anschließend noch einen kleineren mit „Star“. Vertraglich waren Rafferty als auch Egan gezwungen, drei Jahre lang keine Musik zu veröffentlichen. Als Rafferty dann 1978 sein zweites Soloalbum „City to City“ aufnahm war Joe Egan nicht mit an Bord. Ein Jahr später durfte auch Joe Egan endlich sein Soloalbum „Out of nowhere“ veröffentlichen. Während allerdings Gerry Rafferty mit „City to City“ den Soundtrack von „Saturday Night Fever“ in den USA vom ersten Platz verdrängte, scheiterte Joe Egan kläglich. Zeit dafür, dem Album eine Chance zu geben.

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Out of Nowhere

Bevor das Album 1979 auf den Markt kam, hatte Joe Egan bereits mit der Single „Back on the road again“ aufhorchen lassen. Der Song eröffnete dann auch das Album und gab die Richtung vor. Kluger Folk-Rock und interessanterweise klang seine Stimme ebenso angenehm wie die seines ehemaligen Schulfreundes Gerry Rafferty. Produziert wurde die Platte von David Courtney, der zuvor schon mit Leo Sayer gearbeitet hatte. Spannend wird es bei der Erwähnung von Phil Palmer, der auf „Out of nowhere“ Gitarre spielte. Phil Palmer hatte etwa zur gleichen Zeit ein großartiges Gitarrensolo für Lucio Battisti eingespielt, zu hören auf dem Song „Con il nostro rosa“. Es waren also durchaus gute Leute an Bord.

Während also Rafferty 1979 seinen weltweiten Erfolg mit sehr gemischten Gefühlen feiern konnte, spielte Joe Egan mit seinem Album keine große Rolle. Vielleicht war er einfach ein Jahr zu spät dran. Punk und New Wave waren angesagt, Folkrock wollte keiner hören. Eine Schande. Denn das Album war großartig, gekonnt produziert und hatte mindestens 3 Hits an Bord. Mindestens.

Back on the Road Again

Mit dem ersten guten Song beginnt das Album. „Back on the road again“ lässt keine Fragen offen, wohin es geht. Akustische Gitarren, eine E-Gitarre, die feinen Streicher im Hintergrund lassen dem Arrangement ausreichend Luft zum Atmen. Joe Egans Stimme klingt wie Rafferty oder ist es umgekehrt?

„Ask for no favours“ ist ein typischer Call & Response Song, die Stimmen im Hintergrund klingen nach Gospel und Phil Palmer hält die Spannung mittels eines kurzen prägnanten Gitarrensolos aufrecht.

Klar, es klingt nach Western & Country, wenn Egan „Natural High“ anstimmt. Und doch sind es auch hier die Streicher, die ungewöhnlich klingen, bevor der Song geradeaus rockt. Es sind exakt diese kleinen Details, die eine Platte auch nach fast 50 Jahren ausmachen. Die gezupften Geigen und die Flageolettöne der Gitarren tragen den Song bis zum Ende.

„Freeze“ und „Out of Nowhere“

Die zweite Seite wird mit „Freeze“ fulminant eröffnet. Der zweite Song, der aus meiner Sicht großes Potential gehabt und viel Airplay verdient hätte. Ein Ohrwurm und leider völlig unbekannt. Was hätten wir erwarten dürfen, wenn Joe Egan erfolgreich gewesen wäre? Wahrscheinlich mehr als ein zweites erfolgloses Album. „Freeze“ hat mindestens drei unsterbliche Melodien, neben dem Gesang sind es die Streicher, die Mandolinen, die glasklare Leadgitarre und man will den Song gleich noch einmal hören, weil es soviel zu entdecken gibt.

Abschließend bringt uns „Out of nowhere“ nach Hause, der dritte unsterbliche Song, den Joe Egan uns hier anbietet. Ein würdiger Abschluss auf einem verehrungswürdigen Album. „Out of nowhere“ ist eines der Lieder, die, einmal gehört, nie wieder vergessen werden. Denn die Instrumentierung des Songs ist schlicht und einfach schön. Aber auch hier gilt es, sich für eine Melodie zu entscheiden. Höre ich also auf die gezupften Geigen? Oder auf den Background-Gesang? Und was hören meine Ohren sonst noch? Das Ganze gleich noch einmal von vorne bitte.

Die große Stärke dieser Platte sind nicht die Songs, die ich hier erwähnt habe. Es ist das was ein Album immer ausmachen sollte, nämlich keine Füller sondern ausnahmslos kohärente Songs, die ein Ganzes ausmachen. Unter dem Strich ist es ein Album aus einem Guss. Davon gibt es heute sowieso keine mehr. Aber „Out of nowhere“ ist immer noch sehr hörenswert und erzeugt eine wohlige Stimmung.

Back to Nowhere

Heute ist Joe Egan völlig vergessen, obwohl er in den frühen Neunzigern Gerry Rafferty noch einmal bei zwei Alben unterstützte („Late again“ – unbedingt anhören). Es gibt noch ein Nachfolgealbum mit dem Titel „Map“, leider nur mit zwei, drei wirklich guten Songs. Hätte Egan doch ein wenig mehr Erfolg gehabt, er hätte es verdient. Niemand weiß heute genau, was Joe Egan treibt, es heißt, er wäre wieder aktiv und betreibt einen kleinen Verlag.

Daten zur Pressung „Out of Nowhere“

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Daten zur hier bewerteten Pressung

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