Wie KI Musik den eigenen Songtext zum Leben erweckt!

KI Musik wird alles verändern. Das war mir klar, nachdem ich einen Abend lang mit der Künstlichen Intelligenz „Suno“ herumgespielt habe. Am nächsten Tag fiel mir ein, dass ich vor vielen Jahren in Evernote mal einen Songtext in die Tasten gehauen habe. Das Ergebnis ist unglaublich und als Laie bin ich wirklich begeistert – aber hören Sie selbst.

Diesen Song habe ich mit KI erstellt

Vor einigen Jahren – vielleicht um 2017 herum – habe ich mit meinem bescheidenen Schulenglisch folgenden Text im Notizen-Onlinedienst Evernote geschrieben.

when I was still a little boy
the world seemed to be in order
no worries, just a song of joy
but then you have to cross the border

I want to change my life
for too long, I knew
but I’cant till I dive
into the big sky blue

it’s hard to realize
we’re alone in this world
so it’s time to recognize
we need no more words

I want to change my life
for too long, I knew
but I’cant till I dive
into the big sky blue

she tells me
it’s easy to be happy
it’s easy to live your dream
maybe she’s right
but I can’t do this fight

I’m going to change my life
into the great unknown
but I can’t till I dive
there will be no backdown

Eigener Songtext zu „No Backdown“

Zugegeben: Der Text und die Reime sind ziemlich simple. Umso erstaunlicher war für mich, was die Künstliche Intelligenz daraus generieren konnte. Aber hören Sie selbst:

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Schritt für Schritt mit KI Musik zum eigenen Song

Zunächst habe ich mich bei https://suno.com angemeldet. Das geht zum Beispiel mit einem Google-Account. Schon mit dem kostenlosen „Basic Plan“ können unter „Create“ eigene Songs erstellt werden. Die KI kann auch nach dem Zufallsprinzip arbeiten. Aber ich wollte ja meinen eigenen Songtext zum Leben erwecken. Also habe ich den „Custom Mode“ ausgewählt. In diesem können die Lyrics selbst geschrieben oder eingefügt und der Musikstil festgelegt werden. Einfaches Reinkopieren ergibt allerdings in der Regel kein zufriedenstellendes Ergebnis – so auch bei meinen ersten Versuchen. Zudem variiert die Länge des von der KI erstellten Liedes. Und leider kann man der KI nicht befehlen, einfach einen 3 Minuten Song zu erstellen.

Songtext klar strukturieren, um mit Suno bessere Ergebnisse zu erhalten

Wenn man bei YouTube nach Suno-Tutorials sucht, wird man schnell fündig. Der wichtigste Tipp ist, dem Song eine Struktur zu geben. Das funktioniert mit eckigen Klammern und sah für „No Backdown“ so aus.

[Verse 1]
when I was still a little boy
the world seemed to be in order
no worries, just a song of joy
but then you have to cross the border

[Chorus]
I want to change my life
for too long, I knew
but I'cant till I dive
into the big sky blue

[Verse 2]
it's hard to realize
we're alone in this world
so it's time to recognize
we need no more words

I wanna

[Chorus]
I want to change my life
for too long, I knew
but I'cant till I dive
into the big sky blue

[Verse 3]
she tells me
it's easy to be happy
it's easy to live your dream
maybe she's right
but I can't do this fight

[Bridge]

[Chorus]
I want to change my life
for too long, I knew
but I'cant till I dive
into the big sky blue

[Chorus]
I want to change my life
for too long, I knew
but I'cant till I dive
there will be no backdown

[Outro]
she tells me
it's easy to be happy
it's easy to live your dream
maybe she's right
maybe she's right

Song verlängern und zusammenschneiden

Über „Extend“ kann ein Song ab einem bestimmten Zeitpunkt verlängert werden. Allerdings gibt es dann zwei Dateien. Diese habe ich mit Adobe Audition zusammengeschnitten. Aber hier muss man schon genau hinhören, um die richtigen Schnittpunkte so zusammen zu bekommen, damit der Übergang nicht zu hören ist. Wenn das geschafft ist, ist der mehrminütige Song so gut wie fertig.

Erst später habe ich in den FAQs von Suno die integrierte Lösung gefunden: Nachdem der zweite oder dritte Song-Abschnitt generiert worden ist, gibt es mit einem Klick auf die drei Punkte die Option „Get Whole Song“. Damit erspart man sich das Zusammenschneiden! Weil aber in meinem Song „No Backdown“ eine zu lange Lücke zwischen beiden Teilen entsteht, habe ich mich am Ende doch für meine zusammengeschnitte Version entschieden.

Screenshot aus Adobe Audition

Plattencover mit KI erstellen

Was aber natürlich für einen richtiges Release fehlt, ist ein ordentliches Plattencover. Zwar erstellt Suno mit jeder Song-Generierung auch ein Cover, aber diese sehen sehr nach KI aus und haben mir auch einfach nicht gefallen. Deshalb habe ich dann zu einer auf Bilder spezialisierten KI gewechselt: In Adobe Firefly habe ich folgenden Promt verwendet: „Cover für Single ‚No Backdown‘, blauer Himmel, Wolken“

Screenshot aus Aodbe Firefly

Weitere Einstellungen waren die Verwendung des Modells „Firefly Image 2“. Als Designstile wählte ich „Cinematisch“ und „Kunst“.

Direkt im ersten Durchlauf generierte die KI ein Cover, welches mir gefiel. Praktischerweise kann aus Firefly in Adobe Express direkt eine weitere Bearbeitung folgen. Hier suchte ich mir eine passende Schriftart, um noch den Titel aufs das Cover zu schreiben. Fertig.

Lyricsvideo mit KI? Besser doch noch selber machen!

Der einfachste Weg, um den eigenen Song dann zu veröffentlichen ist meiner Meinung nach über YouTube. Auf unserem Plattenkritik-YouTube-Kanal sind bislang nur wenige Unboxing-Videos erschienen. Da ist es doch ganz gut, wenn mal etwas Neues kommt! Also habe ich den aus Audition exportierten Song und das Plattencover in Adobe Premiere importiert, um hier ein Lyricsvideo zu erstellen. Zwar bietet auch Suno hier eine Möglichkeit, den Song direkt auch als Lyricsvideo im Hochformat herunterzuladen. Aber auch das ist jetzt noch nicht der Knaller.

Weil das Plattencover quadratisch ist, das YouTube-Video aber im 16:9-Format sein soll, habe ich den oberen Teil des Plattencovers kopiert und auf das Querformat gezogen. Anschließend habe ich noch einen Bewegungseffekt und Weichzeichner drübergelegt.

Mit dem Untertitelwerkzeug in Premiere kann recht einfach und im Vergleich zum KI-generierten Video, ein schönes Lyricsvideo erstellt werden. Dann exportieren, hochladen, fertig!

Screenshot aus Adobe Premiere

Wie ist das mit dem Urheberrecht?

Zunächst: Ich bin kein Jurist. Deshalb kann ich hier nur meine persönliche Auffassung der Rechtslage wiedergeben. Soweit ich es verstanden habe, kann eine Künstliche Intelligenz nach dem Urheberrecht kein Urheber sein, da es sich bei einem Urheber um den Schöpfer eines Werks handelt, was eine KI eben nicht kann. Der MDR hat sich mit dieser Frage ebenfalls beschäftigt. In dem Artikel heißt es: „Das Urheberrecht gilt für Menschen, nicht aber für die Künstliche Intelligenz.“ Auch die nicht immer beliebte GEMA hat sich in einem ausführlichen Artikel mit dem Urheberrecht KI-generierter Werke auseinandergesetzt.

In jedem Fall liegen die Urheberrechte für den Songtext als Urheber bei mir.

In den FAQs von Suno werden einige interessante Fragen beantwortet, wie zum Beispiel, ob man die KI-generierten Songs auf YouTube monetarisieren darf. Möchte man mit der Musik Geld verdienen, muss man wohl mindestens den „Pro Plan“ von Suno für derzeit 8 Dollar pro Monat buchen.

Ein kritischer Blick auf Künstliche Intelligenz in der Popmusik: Beliebigkeit und Mainstream?

Die moderne Popmusik ist oft von eingängigen Melodien, simplen Texten und vorhersehbaren Strukturen geprägt.

KI-Algorithmen können Melodien komponieren, Texte schreiben und ganze Songs produzieren, ohne menschliches Zutun. Diese Technologie hat die Tür für eine endlose Produktion von Popmusik geöffnet, die auf den ersten Blick kaum von der von Menschen geschaffenen Musik zu unterscheiden ist.

Aber was bedeutet das für die künstlerische Qualität und Originalität der Musik? Wer eine Zeit lang mit Suno herumspielt, wird feststellen, dass die Verwendung von KI-Algorithmen die Beliebigkeit und den Mainstream-Charakter der modernen Popmusik offensichtlich macht. Böse ausgedrückt: Statt echter künstlerischer Innovation und Originalität dominieren nun vorhersehbare Melodien, repetitive Texte und stereotype Arrangements. Mir als Musik-Laie ist das allerdings egal. Ich freue mich darüber, dass es nun endlich eine Möglichkeit gibt, eigene Texte schnell und einfach vertonen zu können – ganz ohne ein Instrument zu beherrschen oder Noten lesen zu können.

Die Verwendung von KI in der Popmusik wirft natürlich trotzdem eine Vielzahl von ethischen, künstlerischen und kulturellen Fragen auf. Während einige die Technologie als eine Möglichkeit sehen, die Grenzen der Musik zu erweitern und neue kreative Möglichkeiten zu erschließen, befürchten andere, dass sie die Vielfalt und Individualität der Musikindustrie weiter einschränken könnte.

Letztendlich bleibt die Frage, ob die Verfügbarkeit von KI-erzeugter Musik dazu führt, dass die moderne Popmusik noch beliebiger und mainstreamiger wird. Oder ist es vielmehr eine Chance, die Grenzen des kreativen Schaffens zu erweitern und neue Wege zu erkunden? Die Zukunft wird zeigen, welche Auswirkungen die KI auf die Musikindustrie haben wird und wie wir als Gesellschaft darauf reagieren werden.

Über Suno AI

Suno AI ist ein KI-gestütztes Tool zur Erstellung von Musik, mit dem Benutzer realistische Songs mit KI-generiertem Gesang und Instrumenten erstellen können. Die KI ist über Microsofts Copilot-Website zugänglich und funktioniert, indem es den Song mit den vom Nutzer bereitgestellten Eingabeaufforderungen abgleicht. Es wurde 2023 von einem Team aus Musikern und KI-Experten gegründet, die zuvor Erfahrungen bei Tech-Unternehmen wie Meta, TikTok und Kensho gesammelt hatten und hat seinen Sitz in Cambridge.