Ein Jahrhundertverbrechen: Crime of the Century – Supertramp

1977 – Ende Mai starb meine Oma. Trotzdem durfte ich in der Woche darauf mit einigen Klassenkameraden ins Zeltlager am Eyller See in Kerken. Dort angekommen hatte mir Gisbert auf seinem Radiocassettenrecorder „School“ aus dem Album Crime of the Century – Supertramp vorgespielt. Das tat er dann auch die nächsten vier Tage. Wir haben am Lagerfeuer gesessen und beschlossen, die ganze Nacht aufzubleiben.  Es gab einen Plattenspieler, dort lief „Wish you were here“.

Das Zeltlager gibt es immer noch, das Gelände hat sich nach über 40 Jahren nicht verändert. Und es gibt noch mindestens fünf weitere Geschichten zu erzählen. Wie war das noch, als wir am nächsten Morgen nur noch Toastbrot hatten, aber keinen Toaster? Und keine Marmelade, sondern nur noch Apfelmus? Eine hervorragende Kombination, wenn man Hunger hat. Und Christiane hat mich vor kurzem daran erinnert, dass wir hier den Satz des Pythagoras auswendig gelernt haben. Kann ich heute noch – und ich kann ihn sogar erklären. Es war also nicht alles umsonst.

Dieses Album über Partnerlink kaufen*

Die deutsche Fußballnationalmannschaft war damals auf Tournee in Lateinamerika. In der ersten Nacht hat sie gegen Uruguay gespielt. Gisbert hatte einen Kopfhörer dabei und im Radio zugehört. Aufgrund der Zeitverschiebung muss das Spiel sehr spät abends oder früh morgens gewesen sein. „Flöhken hat ein Tor geschossen“, flüsterte er mir zu. In meiner Erinnerung war es bis eben noch Mexico, aber das Internet sagt mir, dass Deutschland am 8.6.1977 gegen Uruguay spielte und dass Heinz Flohe das 1:0 geschossen hat.

Und das waren jetzt schon vier Geschichten, an die ich mich erinnern kann. Wie war das noch mit den Funkgeräten? Und was war eigentlich mit Sabine und warum saß ich wegen ihr oben auf dem Baum? Das alles fällt mir ein, wenn ich „School“ höre. Kopfkino. Jahre später habe ich René kennengelernt. Der hat den Song so zusammengeschnitten, dass das Pianosolo zweimal hintereinander gespielt wird. Es gibt also noch viel mehr zu erzählen. Was für ein Album.

Crime of the Century – Supertramp: unvergesslich

Manchmal reicht eine Zehntelsekunde, um eine Platte zu identifizieren – so wie bei Crime of the Century – Supertramp. Rick Davies eröffnet die Schule mit einer Mundharmonika und beendet die erste Seite mit seinem Klavierspiel. Die zweite Seite ist für Träumer und für Rudy. Am Ende steht das Jahrhundertverbrechen und bleibt für mich unvergesslich.

Fazit

Jahrhundertalbum, was sonst. Auch auf Vinyl schon sehr schön, als MFSL wahrscheinlich noch besser, in der Deluxe-Ausführung zum 40. Geburtstag vollfett, egal ob digital oder analog.


*Werbehinweis für Links: Es handelt sich um einen sog. Affiliate-Link, das heißt, wenn auf der verlinkten Website etwas eingekauft wird, erhält der Betreiber von plattenkritik.com eine Provision. Das hat keinen Einfluss darauf, wie eine Schallplatte bewertet wird.