Telos: Drittes Zedd-Album ist solide – mehr aber nicht

Zedd veröffentlicht mit Telos sein langerwartetes drittes Album. Eine grundsolide Arbeit. Aber leider haut es mich nicht vom Hocker. Dabei wird der Musikproduzent und DJ auf seinem neuen Werk von namhaften Künstlern unterstützt.

In meiner Amazon-Kaufhistorie finden sich zwei Zedd-Tracks: „Stay The Night“ und „Break Free“. Beide Songs kaufte ich in 2014. Nachdem ich „Telos“ für diese Kritik mehrmals anhörte, musste ich mich noch mal von Zedds Hits überzeugen. Die richtigen Bretter haben inzwischen weit über eine Milliarde Streams bei Spoitfy. So zum Beispiel „The Middle“ oder „Stay“. Auch „Clarity“ steht mit mehr als 600 Millionen Abrufen nicht schlecht dar – und für diesen Titel erhielt Zedd 2014 immerhin einen Grammy für die beste Dance-Aufnahme.

Telos: Indische Klänge mit drei Lichtblicken

Und nun also „Telos“, das auf Zedds zweites Album „True Colors“, das vor fast zehn Jahren veröffentlicht wurde, folgt.

„Dream Brother“: Dynamischer Buckley-Remix

Bereits vor Release am 30. August veröffentlichte Zedd die Singles „Out Of Time“ und „Lucky“. Erste eröffnet auch das Album und ist einer der Lichtblicke der Platte. Es ist zwar ein etwas düsterer, aber gleichzeitig nach vorn gehender Track, der schön arrangiert ist. Die ersten zehn Sekunden lassen auf eine eingehende Melodie hoffen. Aber diese Hoffnung wird leider nicht konsequent erfüllt. Der Gesang von Bea Miller ist dagegen okay – nicht mehr und nicht weniger. Dazu passt irgendwie der Songtext: „I might lose my mind like a melody“.

Warum „Lucky“ es ebenfalls zur Single-Auskopplung geschafft hat, erschließt sich mir nicht. Da gefallen mir andere Songs auf dem Album besser. Denn der Refrain ist sogar tatsächlich ziemlich anstrengend: „Lu-lu-lu-lu-lucky, lucky, lucky Lu-lu-lu, lucky, lucky Lu-lu-lu-, lucky, lu-lu- Now I’m feeling so damn lucky“.

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Besonders gespannt war ich auf „Dream Brother“. Denn die Nummer stammt im Original von Jeff Buckley. Und Zedd hat es hier durchaus geschafft, einen geschmackvollen und dynamischen Remix zu produzieren. Der zweite Lichtblick des Albums. Hier beide Versionen im Vergleich:

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Immerhin noch etwas Funk

Neben „Dream Brother“ beinhalten einige weitere Songs indische Klänge. So zum Beispiel „Tangerine Rays“ und „Shanti“. Letztere Nummer ist ziemlich überladen mit Effekten, Instrumenten und Chören. Da frage ich mich: Was war da los? Wo ist der alte Zedd geblieben?

Der Track „No Gravity“ lässt mich an einen überteuerten Szene-Club denken, aus dem man am liebsten gleich wieder weg möchte. Absolut beliebige Musik, die vermutlich auch Suno AI so hinbekommen hätte. Auf dem selben Level bewegen sich auch die darauffolgende Nummern „Sona“ und „Descensus“. Anschließend kommt mit „Automatic Yes“ eine funkige Pop-Nummer daher. Lichbtlick Nummer drei.

Zum Abschlusssong „1685“ holte Zedd sich die britische Rockband Muse dazu. Es ist ein 6-Minuten-Stück, dessen Anfang zumindest neugierig macht. Einen Hit darf man aber nicht erwarten. Die religiösen Lyrics ändern nichts daran. In einer anderen Rezension habe ich gelesen, das Arrangement (vermutlich der versteckte Part ab Minute 04:30) sei von Johann Sebastian Bach inspiriert und soll auf Zedds klassische Wurzeln hinweisen. Ein angenehmer Abschluss.

Gute Pressung im Gatefold-Cover

Insgesamt ist an der Produktion nichts auszusetzen. Der Klang ist sauber und die Schallplatte ist frei von jeglichen Verzerrungen. Der Bass kommt gut an. Die Pressung liegt ordentlich auf dem Plattenteller.

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Besonders gut gefällt mir das Cover mit seinem fühlbaren Reliefdruck. Allerdings wäre es sinnvoller gewesen, die Lyrics ins Gatefold-Cover zu drucken, anstatt nur die Infos aller Mitwirkenden.

Versteckter Druck: Was bedeutet Telos?

Noch nie habe ich einen Druck an dieser Stelle eines Schallplattencovers gesehen. Etwas versteckt wird hier der Begriff „Telos“ näher definiert. Eine durchaus gelungene Idee.

Tracklist von Telos

  1. Out of Time
  2. Tangerine Rays
  3. Shanti
  4. No Gravity
  5. Sona
  6. Lucky
  7. Dream Brother
  8. Descensus
  9. Automatic Yes
  10. 1685

Telos lässt Wunsch nach altem Zedd aufkommen

Telos wird kein kommerzieller Erfolg werden, da lege ich mich fest. Ist es deshalb schlecht? Nein. Gefällt es mir? Eher nicht. Aber es tut niemandem weh und kann im Hintergrund einfach durchlaufen. Ich glaube, dass Zedd hier versucht hat, möglichst viele Ideen in ein Album zu pressen. Manche Tracks wirken überfrachtet und ungeduldig. Ich hätte mir ein Throwback-Album vom alten Zedd gewünscht. Aber vielleicht möchte er das gar nicht. Denn Künstler wollen sich ja meistens „weiterentwickeln“. Trotzdem hat Zedd es mit Telos geschafft, dass ich mir jetzt auch wieder seine anderen Songs anhöre.

Allerdings muss auch anerkannt werden, dass Zedd hier mit voller Absicht nicht den Charts hinterher jagt, sondern offensichtlich etwas Neues schaffen wollte. Wer aber hier nach einem Hit wie „Clarity“ sucht, wird enttäuscht.

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