Pink Pony Club: Der Sleeper Hit von Chappell Roan auf Vinyl

Manchmal trifft ein Song ganz unerwartet. Genau so ging es mir am Samstag, dem 22. März 2025, um 14:42 Uhr. Ich saß gerade im Auto, als plötzlich „Pink Pony Club“ von Chappell Roan bei 1Live lief. Sofort war klar: Diesen Song musste ich noch einmal hören. Siri bekam die Order, Spotify wurde gestartet und der Ohrwurm begleitete mich den ganzen Heimweg.

Die Botschaft hinterm Pink Pony Club

„Pink Pony Club“ erschien ursprünglich 2020 digital und 2024 schließlich als pinkfarbene 7″-Vinylsingle (Amusement Records/Island Records, Barcode: 602465109993). Der Song erzählt eine glamourös-bunte Geschichte von Freiheit, Selbstfindung und queerer Identität.

pink pony club
Vinyl
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Eine junge Frau verlässt ihre Kleinstadt, um im schimmernden, mythischen „Pink Pony Club“ zu „tanzen“. Hörer aus den USA wissen vermutlich sofort, dass es sich bei „Pink Pony Club“ um einen Strip-Club handelt. Was ihrer Mutter naturgemäß nicht so sehr gefällt: „Oh Gott, was hast du getan?! Du bist ein Pink Pony Girl und tanzt im Club!“

Chappell Roan: Ihr richtiger Name ist Kayleigh Rose. Sie kommt aus Willard, Missouri, und bekam mit 17 einen Vertrag bei Atlantic, nachdem sie den Song „Die Young“ geschrieben und auf YouTube hochgeladen hatte. Das in einer Turnhalle gedrehte Video ist sehenswert!

Kritiker heben den dramatisch-euphorischen 80er-Jahre-Disco-Sound und Roans emotionales Songwriting hervor. Vulture etwa nannte den Track einen „Strip-Club-Sommerhit“, der sich mit augenzwinkerndem Drama perfekt zwischen Hits wie „WAP“ von Cardi B und Megan Thee Stallion und „Twerkulator“ vom Hip-Hop-Duo City Girls einreihe. Der britische Musikblog Beyond the Grooves bezeichnete „Pink Pony Club“ rückblickend sogar als „Instant-Dance-Pop-Klassiker“ und betonte die queere Strahlkraft des Songs. Den Song geschrieben haben Chappell und ihr Produzent – laut eigener Aussage in zwei Tagen.

Das „Abbey Food and Bar“ ist eine Schwulenbar in West Hollywood, Kalifornien.

Chappell Roan selbst hat in einem Interview erzählt, dass die Inspiration für „Pink Pony Club“ von ihrer ersten Erfahrung in einer Schwulenbar namens „The Abbey“ stammt. Es war für sie das erste Mal, andere queere Menschen so offen und stolz zu erleben – eine Erfahrung, die sie tief berührte und maßgeblich zur Entstehung dieses Songs beitrug.

Video zeigt die Verwandlung zum Pink Pony Club

Besonders charmant wirkt das Piano-Intro, das an den Glanz großer Hits vergangener Tage erinnert. Die E-Gitarren verleihen dem Song zusätzlichen Drive – eine Kombination, die in der heutigen Pop-Landschaft selten geworden ist. Und auch offizielle Musikvideo ist gut gemacht.

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Zu Beginn ist die noch schüchterne Chappell auf der Bühne eines heruntergekommenen Bikertreffs zu sehen. Dann legt sie los und verwandelt die Spelunke zum Pink Pony Club – zu einem Ort, wo jeder so feiern und sein kann, wie er möchte.

Wachsende Bekanntheit

Ohne Promo im Jahr 2020 entwickelte sich „Pink Pony Club“ zunächst zum Geheimtipp, der an mir völlig vorbei ging. Im Rahmen meiner Recherche zu diesem Review habe ich herausfinden können, dass sich der Track wohl über soziale Medien (allen voran TikTok) verbreitete und in den folgenden Jahren immer weiter zum Fan-Favoriten avancierte. Roan blieb zwar einige Zeit ohne Major-Label, doch ihr konsequenter Ästhetik- und Kurswechsel zahlte sich aus: 2022 und 2023 gewann sie mit neuen Singles („Casual“, „Femininomenon“, „Hot To Go!“) und einem extravaganten Image an Popularität, was auch das Interesse am älteren „Pink Pony Club“ neu entfachte.

Als Roans Karriere 2023/24 an Fahrt aufnahm – inklusive einer großen Headliner-Tour und Support-Slots für Olivia Rodrigo griffen schließlich auch Radiostationen den Song auf. Ab Ende 2024 war „Pink Pony Club“ vermehrt im US-Radio zu hören, obwohl der Song da bereits vier Jahre alt war. Dieser späte Popularitätsschub ist ein Paradebeispiel für einen „Sleeper Hit„: Ein Lied, das lange unter dem Radar blieb und erst mit Verzögerung den Mainstream erobert. Vielleicht waren wir für diesen Song in 2020 auch einfach noch nicht bereit!?

Galerie

Vinylqualität: Klang und Verarbeitung – Mit Video

Nachdem ich zu Hause ankam, entdeckte ich schnell das komplette Album „The Rise and Fall of a Midwest Princess“. Eine Platte, die Chappell Roans starke musikalische Identität weiter vertieft. „Pink Pony Club“ ist mitnichten das einzige Highlight vom Album. Aber der Song macht gute Laune, klingt frisch und bleibt sofort im Ohr.

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Das Vinyl ist sauber verarbeitet und schlägt keine Wellen. Ein kleines Manko gibt es allerdings bei der Vinyl-Single. Obwohl die Pressung insgesamt hochwertig und plan ist, sind leichte Verzerrungen in den Höhen hörbar. Dies ist verschmerzbar, bei dem relativ hohen Preis von 26 Euro aber erwähnenswert. Dennoch lohnt sich diese Single für Sammler und Liebhaber unbedingt. Die pinkfarbene Vinylauflage ist optisch ein echter Hingucker und insgesamt klanglich überzeugend. Bei Amazon gibt’s auch noch eine limitierte Version für den doppelten Preis.

Fazit

Produziert wurde der Song von Daniel Nigro, dem Genie hinter Olivia Rodrigos „Sour“. Nigro produzierte auch gleich das gesamte Album von Chappell und erhielt dafür eine Grammy-Nominierung. Eine weitere Nominierung bekam er für Chappells anderen großen Hit „Good Luck, Babe!“. Aber diese Single muss ich mir noch holen.

„Pink Pony Club“ begeistert mich durch seine Vielseitigkeit: Der Song klingt wie eine Ballade, fühlt sich an wie ein Pop-Club-Hit, versprüht einen Hauch von Country und erinnert zugleich nostalgisch an die 80er Jahre – und ist dabei doch etwas völlig Eigenes.

Mehr Rezensionen zu Musikalben und Schallplatten gibt’s hier.


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