In der Februar-Ausgabe von 1978 lobte der Kritiker im Musik Express den unverlierbaren roten Faden, den Manfred Mann’s Earth Band auf „Watch“ gesponnen hat. Diesen Faden halte ich auch heute noch fest im Blick, wenn ich die 7 Stücke des Albums höre und das dazugehörige Cover betrachte. Es ist bemerkenswert, dass „Watch“ das einzige Album ist, das ich aufgrund eines Kratzers erneut erworben habe – einfach, weil es so großartig ist.
Damals gab es auch schon schräge Geschäftsideen. Zum Beispiel ein Laden auf der Platanenstrasse in Düsseldorf-Flingern, der sich „Inka-LPs“ nannte. Auf der einen Seite des sehr kleinen Ladens konnte man sich neue Jeans kaufen, auf der anderen Seite Schallplatten. An den Hosen hatte ich eher wenig Interesse, die waren damals für mich noch nicht erschwinglich, aber eine Schallplatte konnte ich mir von meinem Taschengeld leisten. Jedenfalls wollte auch ich den roten Faden selber hören, der sich bereits nach dem ersten Durchlauf der LP einstellen sollte. Für 14,80 DM war die Platte meine.
Watch ist das beste Album der Manfred Mann’s Earth Band
Ich las in der Kritik etwas von röhrenden Drums, Bässen und Keyboards. Heavy Rock sollte es sein. Laut, aber dennoch eingängig und melodiös. Völlig überraschend startet das Album aber mit ganz ruhigen Keyboard-Klängen, bevor dann die Stimme von Chris Thompson einsetzt. Das war alles andere als Heavy-Rock, das war ausgeklügelte und detailverliebte Musik, auch heute hoch attraktiv und modern. „Circles“ ist bis heute ein schöner, toller, cooler Einstieg in eines meiner Lieblingsalben. Der Song zeigt die Band von einer völlig anderen Seite als vermutet. Von wegen heavy.
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Manfred Mann ist der Moniker für Manfred Sepse Lubovitz, der schon immer ein Händchen hatte, gute Songs zu finden und sie noch besser zu machen. Bereits auf dem Vorgängeralben hatte er Songs von Bruce Springsteen veredelt und in die Charts gebracht. „Spirits in the night“ und „Blinded by the light“ klangen erstklassig und nahmen weltweit Spitzenplätze ein. Bis heute werden sie im Radio gespielt. Waren dies noch Ausnahmen auf den Alben, konnte die Band nun erstmals mehrere Songs als Singles veröffentlichen. Zum Einstieg gab es mit „California“ eine Ballade mit ungewöhnlichen Klängen aus dem MiniMoog-Synthesizer, danach räumten „Davy’s on the road again“ und auch „Mighty Quinn“ die Charts ab. Das Faszinierende daran: Beides sind Live-Aufnahmen, versehen mit ein paar Studio-Overdubs, und das alles funktionierte ganz wunderbar.
Alles Hits, keine Füller
Was die Platte so einzigartig macht, ist der bereits angesprochene rote Faden. Alles wirkt wie aus einem Guss, die Arrangements sind ungewöhnlich, eingängig und poppig. Klar, das war wohl gewollt, aber dennoch muss man der Band zugestehen, dass dies auf höchstem Niveau passiert. Geschmackvolle Gitarrensoli, kombiniert mit einem vertrackten Basslauf, mischen „California“ auf, welches zusätzlich noch einen melodiösen Ausklang durch ein Synthesizer-Solo erhält und bis in die Auslaufrille spannend bleibt. Es könnte endlos weitergehen.
Die zweite Seite startet mit dem Überhit „Davy’s on the road again“, im Original weit weniger zwingend eingespielt von John Simon. Auf „Watch“ gibt es die lange ausgespielte Live-Fassung und Gottseidank nicht die schrecklich gekürzte Single-Version, welche leider bis heute im Radio rauf und runter gespielt wird. Das ganze hat einen treibenden Bass und geht sofort ins Ohr, wo es für immer bleibt. Wie schon gesagt ist die lange Fassung die bevorzugte, auch hier gibt der MiniMoog die Klangfarbe vor. Dann steigt die halbakustische Gitarre und Sänger Chris Thompson bringt das Stück nach Hause.
Watch auf Platz eins in Deutschland
Es ist schon unglaublich, wo Manfred Sepse seine Songs herholt. Sucht mal nach der Originalfassung von „Martha’s Madmann“ von „The Jerry Hahn Brotherhood“. Wie die Earth Band es schafft , hier das Potential für einen ganz großen Rocksong zu finden ist schlicht genial. Auch hier sind es die Soli auf dem MiniMoog als auch auf der Leadgitarre die dem Song ein Live-Feeling geben, obwohl erst wieder der nachfolgende Song aus einem Live-Konzert stammt.
Mit „Mighty Quinn“ klingt das Album aus und Bob Dylan darf sich zum zweiten Mal bei Manfred Sepse Lubovitz für reichlich Tantiemen bedanken. Der Chorus ist catchy wie die ganze Platte und auch hier sind wir dankbar, dass uns die Single-Fassung erspart bleibt. Denn die weicht nämlich ganz gehörig von der Album-Fassung ab und enthält kein Moog-Solo. Und am Ende singt das Publikum sogar noch mit. Die Liveaufnahme von „Mighty Quinn“ war die Grundlage für die Studioversion des Songs. Übrigens sagte Manfred Mann mal in einem Interview, dass er Livealben nicht möge. Deshalb ist es durchaus außergewöhnlich, dass auf „Watch“ gleich zwei Liveversionen gelandet sind.
„Watch“ ist bis heute das erfolgreichste Album der Manfred Mann’s Earth Band in Deutschland. Und das wird auch so bleiben, obwohl auch die nachfolgenden Scheiben allesamt hörenswert und teilweise großartige Songs enthalten. Jedoch eben keinen roten Faden.
Daten zur Pressung
Erscheinungsjahr | 1978 |
Herkunftsland | BRD |
Katalognummer | 25762 XOT |
Labelcode | 2313 |
Preis | 14,80 DM. Jetzt aktuellen Preis bei Amazon hier prüfen.* |
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