Peter Gabriels Comeback: I/O – Das Album nach 20 Jahren!

Nach 21 Jahren bringt Peter Gabriel mit I/O ein Album mit neuen Stücken raus. Es wurde auch Zeit, mein Lieber! Habe ich darauf gewartet? Und ist es ein gutes Album? Zweifellos. Allerdings ist es für MP3-Hörer nicht geeignet. Aber die lesen auch meine Plattenkritiken nicht und würden sämtliche Stücke skippen, falls sie überhaupt noch wissen, was „skippen“ bedeutet. Denn die Musik von Peter Gabriel hört man nicht mal eben so. Peter Gabriel macht schon ein ganzes Leben Musik für mich. Und so fing es an…

Das Foto zeigt den Inhalt des Albums I/O (2CD Blue & Pink + Purple BluRay)
Das Album enthält insgesamt 12 Tracks, die jeweils in zwei Stereomixen verfügbar sind. Zudem Zusätzlich gibt es eine dritte Version namens In-Side Mix in Dolby Atmos auf Blu-ray. Das Autogramm ist leider nur gedruckt. 😉
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Bamm Bamm Bamm

1977: Ich höre zum ersten Male „Solsbury Hill“ im Radio und in der nächsten Ausgabe der Rocky / Bravo / Popcorn (so hießen die Teenie-Zeitschriften damals) wird der Text abgedruckt. Ich hatte keine Ahnung, wer Peter Gabriel war, ich mochte den Klang seiner Stimme, die eröffnende Gitarre und die Bassdrum, die immer Bamm Bamm Bamm macht.

1978: Peter Gabriel ist der Sänger von Genesis gewesen, meiner neuen Lieblingsband. Ich kaufe alle verfügbaren Alben und spiele imaginäres Schlagzeug oder wahlweise Keyboard oder auch die Luftgitarre. Dann kommt die Nachricht, dass es ein neues Album gibt und dass Gabriel im Rockpalast auftritt. Im April je ein neues Album von Genesis und Steve Hackett, im Juni ein neues Gabriel-Album. Mehr geht nicht!

China 1984

1980: Ist das etwa Kate Bush die da „Jeux sans frontières“ haucht? Peter Gabriel veröffentlicht sein drittes Album, die Plattenfirma sagt, dass es kompletter künstlerischer Selbstmord sei. Es klingt wie nichts anderes in diesem Jahr. Auf dem Konzert in der Philipshalle in Düsseldorf fehlt mir das Geld für ein T-Shirt, ein Anstecker mit der Aufschrift Gabriel muss reichen. Die Tour läuft unter dem Motto „China 1984“ – laut Gabriel einfach nur, weil es gut klingt. Und wer wissen möchte, warum Phil Collins ein Jahr später plötzlich berühmt war, sollte sich dieses Album anhören.

1983: Peter Gabriel 4 erscheint bereits 1982. Ich zögere und kaufe die Schallplatte erst später, nachdem ich auch das Album „Plays Live“ habe.

1986: So. Ich schenke meiner Freundin die Maxi-Single „Sledgehammer“. Das Album lasse ich links liegen, kein Interesse. Manchmal macht man Fehler, die man später bereut.

1992: „Us“ leihe ich mir von meiner Kollegin, Frau Schulz, aus. Nach 6 Jahren bringt Gabriel mal wieder was Neues raus und ich finde das Album besser als seinen Vorgänger. „Digging In The Dirt“ singe ich noch heute lauthals vor mich hin, wenn mir danach ist. Nach einer Woche gebe ich das Album zurück und kaufe es mir selbst. Frau Schulz hatte sich zuvor Joni Mitchell bei mir abgeholt, ich hole mir von ihr Peter Gabriel zurück. Wir sind quitt.

Here Comes The Flood

2002: Die Elbe verlässt ihr Flußbett und ich warte in Hannover auf meinen Kollegen Karsten, damit wir gemeinsam die Fluten in Hitzacker bekämpfen können. Karsten verspätet sich um satte 3 Stunden. Während ich in einem geliehenen VW-Bus Radio höre, stellt der Moderater einen neuen Song von Peter Gabriel vor. Keine Ahnung mehr, welchen Song ich mir da anhören durfte, wahrscheinlich „The Barry Williams Show“. Ich war sauer, erstens auf Karsten, zweitens auf Gabriel, beide ließen mich ziemlich lange warten.

Gegen Mitternacht sind wir dann im Hochwassergebiet angekommen und noch heute habe ich den Geruch der Feuchtigkeit in meiner Nase. An der Elbe haben wir an verschiedenen Orten gegen die Flut gekämpft und den Menschen bei der Rettung ihrer Häuser geholfen. Und die ganze Zeit hatte ich nicht den neuen Song, sondern diesen alten im Ohr.

Kurzer Exkurs: Wer die originale Fassung von „Here Comes The Flood“ haben will, sollte sich „Exposure“ von Robert Fripp zulegen. Fripp hat auch Gabriels erstes Album produziert. Überhaupt Fripp…

I/O – Peter Gabriel: Ein Meisterwerk!

2023: Das neue Album I/O steht in allen Zeitungen. Und es ist erschreckend gut. Jeder Song ein Kunstwerk, ein Meisterwerk. eingespielt mit seinen Freunden Tony Levin, Manu Katche und David Rhodes. Der Klang ist über jeden Zweifel erhaben. Es gibt zwei Mixe, hell und dunkel, es ist völlig egal, welchen man hört, beide sind gut. Und auch der Dolby-Atmos Mix klingt aufregend.

Übrigens, der ganze Marketingscheiss, also bereits ein Jahr vor der Veröffentlichung jeden Monat zum Vollmond ein Stück des Albums bei den Streaming-Portalen online zu stellen, ist aus meiner Sicht einfach nur Verarschung gewesen. Ich bin bereits im Januar 2023 nach wenigen Minuten ausgestiegen, weil ich aus alter Gewohnheit ein ganzes Album im Kontext hören möchte. Wer Gabriel mag, muss große Leidensfähigkeit haben.

2024: Es gibt zum heutigen Zeitpunkt bereits unzählige Besprechungen des Albums. Jedes einzelne Stück wurde bereits lyrisch und musikalisch hinreichend analysiert, da gibt es nicht mehr viel hinzu zu fügen. Allerdings muss man das Album drei, viermal hören, bevor man einen Draht zu den Songs findet. War das jetzt wirklich eine akustische Gitarre im ersten Song „Panopticum“? Wie lange habe ich das bei diesem Musiker vermißt. Und den Anfang von „Playing The Time“ hätte Gabriel weglassen können. Damit meine ich das Beerdigungs-Intro vor dem eigentlichen Intro. Das wir alle nur auf Zeit spielen halte ich für eine schöne Metapher, die Gabriel wirklich klug auf den Punkt gebracht hat. Ein sehr guter Song, der etwas Zeit braucht.

Four Kinds Of Horses: Der Höhepunkt von I/O

Schon früher habe ich Platten wegen eines einzigen Liedes gekauft. „Four Kinds Of Horses“ ist für mich der Höhepunkt dieses Albums und bietet mit seinem ausgeklügelten Refrain genau den Haken, an dem ich gerne hängen bleibe. Denn ein Album braucht genau diesen einen Song, um es zu etwas Besonderem zu machen. Hier hätte Gabriel sich durchaus mehr Zeit lassen dürfen. Aber knapp sieben Minuten sind auch schon okay.

I/O hinterlässt einen balladenhaften und ruhigen Gesamteindruck. Die wenigen Ausreißer, die das Album etwas „rockiger“ klingen lassen, sind „Panopticum“, „Road To Joy“ und auch das Titelstück „I/O“, welches sich direkt zum Mitsingen anbietet.

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Abschließend noch ein Wort zum Artwork des Albums. Wie auch schon bei „UP“ und all den „Zwischenalben“ der letzten 20 Jahre will Gabriel mir immer auch bebilderte Kunst anbieten. Jedoch fehlt dieser Kunst die Wärme, die die Musik liefert. Die Bilder lassen mich völlig kalt und auch etwas hilflos zurück. Das Cover der CD oder der Vinylplatte, die gesamte Verpackung sieht einfach nur scheußlich aus!

Lead A Normal Life

In Interviews hat Gabriel immer wieder davon erzählt, dass er gerade an neuen Songs arbeitet. Das müssen mittlerweile mehrere hundert Stück sein. Ich glaube nicht, dass ich die alle noch zu hören bekommen, entweder gebe ich oder Peter Gabriel vorher den Löffel ab. Denn in all den vielen Jahren habe ich geheiratet, Kinder bekommen, groß gezogen, die Welt gerettet und gearbeitet. Peter Gabriel spielte dabei immer eine Rolle. Und genau dass muss man erst einmal hinkriegen. Der Himmel soll bitte noch warten. Und ich höre mir noch mal sein bestes Album an.

Daten zum Album I/O – Peter Gabriel (2CD Blue & Pink + Purple BluRay)

Erscheinungsjahr2023/2024
HerkunftslandDeutschland
LabelVirgin Music Las (Universal Music)
PreisJetzt aktuellen Preis bei Amazon hier prüfen.
Daten zur hier bewerteten Pressung

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