Vinicio Capossela ist ein Künstler, der seit Jahrzehnten dafür bekannt ist, verschiedene musikalische Welten miteinander zu verweben. Mit „Sciusten Feste n.1965“, seinem neuen Album, wagt er sich durchaus in ein faszinierendes Spannungsfeld: Die Verbindung von festlicher Weihnachtsstimmung mit den Schattenseiten dieser emotionalen Jahreszeit. Das Ergebnis ist eine kreative Reise durch 15 Titel, die sowohl klassische Weihnachtslieder als auch originelle Kompositionen umfasst.
Ein Album voller Kontraste und Brüche
„Sciusten Feste n.1965“, veröffentlicht im Oktober 2024, eröffnet mit einer Neuveröffentlichung des gleichnamigen Titelsongs. Der Track beginnt ruhig und harmonisch, steigert sich dann aber in hektische, beinahe chaotische Passagen. Der mehrsprachige Text, in dem auch Deutsch eine Rolle spielt, verwirrt und fasziniert zugleich.
Sciusten Feste n.1965
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Das spielerische und rhythmisch mitreißende „Voodoo Mambo“ ist ein Highlight, das sich durch einen unwiderstehlichen Groove auszeichnet. Hier zeigt Vinicio Capossela seine Fähigkeit, scheinbar gegensätzliche Elemente wie karibische Rhythmen und italienischen Swing nahtlos zu verbinden.
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Mehr InformationenIm Gegensatz dazu präsentiert sich „Il guastafeste“ als melancholischer, tiefgründiger Song. In der Übersetzung („Der Spielverderber“) wird deutlich, dass Vinicio Capossela mit dem lyrischen Ich, das jede Party sabotiert, auf charmante Weise einen ironischen Kontrapunkt zu den üblichen festlichen Klängen setzt. Der Text malt düstere Bilder, die von Regen, Streit und saurem Wein handeln, und schafft so eine Atmosphäre, die die Ambivalenz des Festtagsgefühls einfängt.
Vinicio Caposselas „Weihnachtsklassiker“: Zwischen Ehrfurcht und Ironie
Das Album enthält auch Neuinterpretationen klassischer Weihnachtslieder, darunter „Campanelle“, eine Adaption von „Jingle Bells“. Während die Melodie vertraut bleibt, drückt Capossela mit seinem charakteristischen Stil dem Song einen einzigartigen Stempel auf. Diese Lieder sind keine bloßen Coverversionen, sondern Neuinterpretationen, die die Tradition respektieren und gleichzeitig Caposselas ironische Distanz spürbar machen.
Im Kontrast dazu steht das Intro, „Sopporta con me (Abide With Me)“, das mit seinen orchestralen Arrangements und tiefem spirituellen Unterton einen ernsteren, fast sakralen Ton anschlägt. Caposselas Dialog mit einer höheren Macht erinnert an die existenziellen Fragen, die die Festtage oft begleiten.
Ein Hörerlebnis für Genießer
Musikalisch dominiert auf dem Album eine Mischung aus opulenten Orchesterarrangements und üppigen Bläserpassagen. Diese Elemente verleihen dem Album eine theatralische und zugleich intime Note. Das Saxophon in „Charlie (Christmas card from a hooker in Minneapolis)“, einer Hommage an Tom Waits, sticht besonders hervor und zeigt Caposselas Vielseitigkeit.
Für Vinyl-Liebhaber bietet die Schallplattenversion des Albums zusätzliche Highlights: Eine tadellose Pressung, hervorragende Tonqualität und ein Gatefold-Cover, das mit einer samtartigen Haptik und kreativen Designelementen überzeugt. Ein besonderes Detail sind die runden Ausschnitte im Inneren des Covers, die beim Herausziehen der Platten mit Farben hinterlegt werden – ein echter Hingucker!
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Mehr InformationenVinicio Capossela und die dunklen Seiten von Weihnachten
Capossela, der seit über zwei Jahrzehnten im Dezember Weihnachtskonzerte gibt, betrachtet die Feiertage nicht nur als Zeit der Freude, sondern auch als Gelegenheit zur Reflexion. Die dunklen Seiten, die Melancholie und der unaufhörliche Wechsel zwischen Euphorie und Ernüchterung sind zentrale Themen, die das Album durchziehen.
In einem Interview sagte Capossela: „Diese Lieder sind der Seele der Festlichkeiten gewidmet, dem Tumult, den Umarmungen, den Tränen, den Erlösungen, den Revolutionen, den Rebellionen, den randvollen Weingläsern und den Reisen der Jahreszeit, in der die Zeit für Nützlichkeit aufgehoben ist. Die Zeit der Trauer, die Zeit des Todes und des Zorns, die Zeit der Erholung unter Achilles’ Zelt – während draußen die Schlacht tobt – dieses Gefühl der Gemeinschaft, der Verspieltheit und des Feierns, das einer der fruchtbarsten Ausdrucksformen der Menschlichkeit ist.“
Diese Ambivalenz macht „Sciusten Feste n.1965“ zu einem Werk, das nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt.
Fazit: Ein Album für anspruchsvolle Ohren
„Sciusten Feste n.1965“ ist mehr als nur ein Weihnachtsalbum. Es ist eine künstlerische Reflexion über die menschliche Erfahrung während der Festtage – eine Zeit, die von Gegensätzen geprägt ist. Capossela gelingt es, diese Gegensätze in ein musikalisches Erlebnis zu gießen, das sowohl anspruchsvoll als auch zugänglich ist.
Mit einer einzigartigen Mischung aus Humor, Melancholie und musikalischem Können bietet das Album etwas für jeden Geschmack. Fans von Vinicio Capossela werden es lieben, und wer ihn noch nicht kennt, findet hier den perfekten Einstieg in sein Schaffen.
Tourdaten
22.11.2024 | Hamburg | Elbphilharmonie im Rahmen des „Viva Napoli“-Festival |
08.12.2024 | Berlin | Kesselhaus in der Kulturbrauerei |
11.12.2024 | Karlsruhe | Tollhaus |
11.02 2025 | Zürich | Kaufleuten |
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- Postcards – Days of August: Klangwelten aus Norwegen
- Mondlandung – Andreas Liebert: Von Moabit bis zum Mond
- Vinicio Capossela feiert mit „Sciusten Feste n.1965“ das Festtagschaos
- Voices of the Winter Sun – Árstíðir: Reise in Islands winterliche Klangwelt
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